Was heißt Defi Soz?
Von einer bürgerlichen Linken, die heute als Beraterin zum Jetset in linken Gremien gehört, wurde mir eine „defizitäre Sozialisation“ zuerkannt. Immer wenn ich mit meiner Unfähigkeit oder meinem Unwillen zur Integration in die bürgerliche Gesellschaft konfrontiert wurde, musste ich daran denken. Natürlich hatte ich mit meiner Art von Sozialisation Probleme, da sind Sprechprobleme in Diskussionen, der Mangel an Selbstbewusstsein, das Festhalten an einmal gewachsenen Beziehungen, diese Bindung an Unterschichtenmoral. Schläge gehörten von früh an zu meiner Erziehung, aber sie haben für mich nicht nur die negative Bedeutung, die Bürgerliche darin sehen; es sind Mitteilungen von Erfahrungen und Lebensgefühlen, die meine Eltern selbst durchlebt haben. Natürlich sind Schläge auch Teil einer repressiven Welt, in der ich nicht mehr leben möchte.
Die Werte, die mir in einem ländlichen Arbeiterkatholizismus meiner Eltern anerzogen wurden, haben heute ihre Bedeutung verloren und sind durch neue, bürgerlich liberale ersetzt. Bei meiner Erziehung galten: Gott, Autorität, Gehorsam, Unterordnung – heute: Freiheit und Besonderheit des Individuums. Merkwürdigerweise wird mit der Parole der Selbstentfaltung der Mensch immer mehr funktionalisiert, etwa von Maschinen und Arbeitsorganisation. Bürgerliche Freiheit wird zelebriert, während gleichzeitig die „befreiten“ Individuen sich aufs eifrigste der lohnendsten Verwertbarkeit unterwerfen. Besonders toll fühlen sich die Hirsche, wenn sie 20 Stunden am Tag arbeiten.
Mit 16 habe ich, beschäftigt mit meiner Schüchternheit, Isolation, begonnen in Aufsätzen das Ideal von Selbständigkeit und Nonkonformismus zu entwickeln, wurde zum Anhänger der bürgerlichen Idee des „autonom handlungsfähigen, mit sich selbst identischen Subjekts“.
Seit dem Tod meiner Eltern ist mir klar, dass das Ziel des menschlichen Lebens nicht die Individuierung, sondern Beziehung, Gemeinschaft, Teilnahme, Verständigung – nach vielleicht notwendiger Trennung – sein muss.
„Soz“ verwendet auch Teil des Namens einer politischen Gruppe 69 – 72, in der ich war. Sie befasste sich u. A. mit Berufsperspektiven. Nachdem sie vom 68er Adel – heute engagiert in internationaler Kriegsführung – als „irrelevant“ erklärt worden war, löste sie sich gefälligst auf und einige suchten ihr Heil im „Betrieb“. Nach einigen Jahren war diese Mode dann auch vorbei. Geblieben ist ihnen aus dieser Erfahrung nur, dass ein Arbeiterleben nichts für sie ist. (Wohl aber für die Arbeiter).
Von einer bürgerlichen Linken, die heute als Beraterin zum Jetset in linken Gremien gehört, wurde mir eine „defizitäre Sozialisation“ zuerkannt. Immer wenn ich mit meiner Unfähigkeit oder meinem Unwillen zur Integration in die bürgerliche Gesellschaft konfrontiert wurde, musste ich daran denken. Natürlich hatte ich mit meiner Art von Sozialisation Probleme, da sind Sprechprobleme in Diskussionen, der Mangel an Selbstbewusstsein, das Festhalten an einmal gewachsenen Beziehungen, diese Bindung an Unterschichtenmoral. Schläge gehörten von früh an zu meiner Erziehung, aber sie haben für mich nicht nur die negative Bedeutung, die Bürgerliche darin sehen; es sind Mitteilungen von Erfahrungen und Lebensgefühlen, die meine Eltern selbst durchlebt haben. Natürlich sind Schläge auch Teil einer repressiven Welt, in der ich nicht mehr leben möchte.
Die Werte, die mir in einem ländlichen Arbeiterkatholizismus meiner Eltern anerzogen wurden, haben heute ihre Bedeutung verloren und sind durch neue, bürgerlich liberale ersetzt. Bei meiner Erziehung galten: Gott, Autorität, Gehorsam, Unterordnung – heute: Freiheit und Besonderheit des Individuums. Merkwürdigerweise wird mit der Parole der Selbstentfaltung der Mensch immer mehr funktionalisiert, etwa von Maschinen und Arbeitsorganisation. Bürgerliche Freiheit wird zelebriert, während gleichzeitig die „befreiten“ Individuen sich aufs eifrigste der lohnendsten Verwertbarkeit unterwerfen. Besonders toll fühlen sich die Hirsche, wenn sie 20 Stunden am Tag arbeiten.
Mit 16 habe ich, beschäftigt mit meiner Schüchternheit, Isolation, begonnen in Aufsätzen das Ideal von Selbständigkeit und Nonkonformismus zu entwickeln, wurde zum Anhänger der bürgerlichen Idee des „autonom handlungsfähigen, mit sich selbst identischen Subjekts“.
Seit dem Tod meiner Eltern ist mir klar, dass das Ziel des menschlichen Lebens nicht die Individuierung, sondern Beziehung, Gemeinschaft, Teilnahme, Verständigung – nach vielleicht notwendiger Trennung – sein muss.
„Soz“ verwendet auch Teil des Namens einer politischen Gruppe 69 – 72, in der ich war. Sie befasste sich u. A. mit Berufsperspektiven. Nachdem sie vom 68er Adel – heute engagiert in internationaler Kriegsführung – als „irrelevant“ erklärt worden war, löste sie sich gefälligst auf und einige suchten ihr Heil im „Betrieb“. Nach einigen Jahren war diese Mode dann auch vorbei. Geblieben ist ihnen aus dieser Erfahrung nur, dass ein Arbeiterleben nichts für sie ist. (Wohl aber für die Arbeiter).
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