17.4.07


29.03.07




Barcelona: Gestern in der Bücherbesprechung im DLF eine bei hiesigen Intellektuellen beliebte Lobpreisung von Barcelona. Ach ja: der Gaudi, die schönen Villen und Museen. Wie oft sind wir wegen der idiotischen Bahnverbindungen einen ganzen Tag durch diese Stadt gelaufen, haben sie mit den Füßen kennen gelernt und mindestens einmal im Jahr fahren wir mit dem Bus durch.
Der viel gerühmte Bahnhof: ungemütliche Sitzplätze aus Drahtgitter, idiotische Beamte, von denen man keine richtige Auskunft bekommt, das Ganze Kommerz von einem Ende bis zum anderen, irgendwo immer eine Baustelle, gesperrte Kloos. Die Stadt: die Bettelei auf den Ramblas mag man ja ganz nett finden, aber warum müssen sich die Leute in solchen Posen quälen? 8-spurige Straßen, ist das toll? Die Parks? Da läufst Du Dich tot. Die Picassoausstellung? Eine Menge von ähnlichen Zeichnungen. Die Häuser? Ich möchte in dieser Umgebung nicht leben, bürgerlicher Funktionalismus mit Fassaden für Touristen. Wie es wohl drinnen aussieht? Die Orte, wo die Menschen leben, die Vorstädte, die Barrios: einfach grauenhaft. Was wissen die, die von Barcelona schwärmen, wie es ist in einer überteuerten Wohnung eines Hochhauses im Barrio zu leben? Lärm tag und nacht, ausflippende Jugendliche, Alte. Unerträgliche Hitze im Sommer, Durchzug im Winter. Wie muss sich ein Bewohner von Barcelona angesichts der großkotzigen und inhumanen Architektur fühlen? Als Nichts - und nur durch Fressen und Konsumieren kann er sich dieses Gefühl verdrängen. Kultur ist da auf den Hund gekommen. Sehen unsere Eliten, wenn sie zum AVE eilen, nicht die ärmlichen Alten mit einem Karton unterm Hintern auf den Drahtgittern im Bahnhof sitzen?
Man kann sich leicht vorstellen, wie dieselben Leute, die Barcelona hochjubeln, zu den Faschisten und ihren Massenansammlungen überlaufen.
Über das Catalán, diesen Provinzdialekt, äußere ich mich lieber nicht. Die Arbeiterklasse dort spricht mehrheitlich spanisch, andalúz, gallego usw.
Und wie wird in Barcelona gearbeitet? In endlosen Industrieanlagen der schmutzigsten Art. Dazwischen gigantische Einkaufscenter irgendwelcher Megakonzerne. Das Leben in Barcelona ist schon in einer negativen Utopie angekommen.

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