15.4.07

8.11.06

Jetzt da ich mich so über den Medienkonsum geäußert habe, müsste ich mich selbst kritisieren, hänge ich doch selber ständig neugierig im Internet, am Teletext - immer in der Hoffnung, dass was Entscheidendes passiert.
Der Medienkonsum ist neben der Unterhaltung, die er in das sonst öde Leben bringt, das von Wiederholungen geprägt ist, auch Zeichen der Fremdbestimmung, der wir verfallen sind. Wir wenden uns sozusagen dabei ständig an die große Medienmutter, die uns mit Stoff versorgt. Kein Wunder, dass in den Blogs Spiegel-Online die meisten Links hat. Deutlich wird da, wer die Macher sind, die Meinungsmacher und wir warten darauf, bis unsere Meinung auch mal erwähnt wird. Wenn, dann haben wir das Gefühl der Befriedigung, auch mal Recht gehabt zu haben. Kann mich erinnern an die 68erJahre als nach der Demo viele losgerannt sind zu Radio oder Abendzeitungen, um nachzuschauen, was über sie berichtet wurde.
Die bürgerliche Linke der Nach68er hat viel Arbeit in ihre Repräsentation gesteckt, hat den Zustand der Passivität immer wieder überwunden. Ermöglicht wurde Ihnen das durch die Beziehungen, die sie etwa zu Medien allein durch Verwandtschaft und Bekannte haben, aber auch durch ihr durch Erziehung und Schule gehobenes und nicht wie bei uns beschädigtes Selbstbewusstsein. Sind Leute wie ich in der Schule gut, können sie daraus bestenfalls ein blödes Triumphgefühl entwickeln, daraus, es diesen Leuten, Lehrern, die ihnen schon immer Misstrauen oder negative Einstellungen entgegengebracht haben, gezeigt zu haben, bewiesen zu haben, dass sie auch was können. Aber diese Triumphgefühle sind blöde, temporäre Siege. In den nächsten Runden: Uni oder Beruf gelten wieder andere Regeln.
Man braucht schon sehr viel Mut und Wut oder Verzweiflung, um aus diesem Status der Passivität herauszukommen. Ganz abgesehen von der Intelligenz, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Aber gerade das ist durch die Medienmacht und durch die eigene Passivität unmöglich. Die Medienmacht formuliert alles viel besser, sie zeigt wie es – ohne die Individuen – läuft und macht gleichzeitig die damit wachsende Ohnmacht der Individuen immer mehr süchtig und abhängig. Aktivität wird nur noch über die Identifikation mit den von den Medien präsentierten Themen oder Personen oder Parteien möglich.
Manchmal trifft man noch selbständig denkende Menschen, abseits der vernetzten Informationsgesellschaft. Man spürt, diese Menschen haben nachgedacht, sich selbständig Gedanken gemacht. Beispiele fallen mir jetzt nicht ein.

Wege aus der Mediensucht? (Das Abhängigkeitssyndrom des Arbeitnehmers: gefallen wollen, durch seine Arbeit Anerkennung finden – einen Tauschwert = Lohn bekommen – die Ängstlichkeit, Angst ausgeschlossen, geschlagen werden).

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