16.4.07

05.02.07

Privatisierung der Menschen.
Soll Manager im Bankenmilieu geben, die werktags mit Anzug und Schlips die Konkurrenz vorantreiben, am Wochenende aber sich mit halbnacktem und tätowiertem Körper in die Tanzszene stürzen, dass ihnen der Schweiß vom Körper rinnt.
Die breite Masse macht ihren Job, dann zuhause vergessen sie alles, führen ein anderes Leben, hauptsächlich aber in der Fantasie vor dem Fernseher, 4 Stunden im Durchschnitt.
Ich gehe zur Arbeit, stecke mir die Ohrhörer ins Ohr, höre DLF oder Contra oder die mp3Dateien. Zu reden ist zu laut. Bediene die Maschinen usw., denke wenn ich nicht höre, an die Sachen, an denen ich derzeit rumschreibe. Achte darauf, dass mich niemand wegen Fehler angreifen kann, denke schlecht über andere, sammle Fehler, die andere machen, passe auf Chef und Vorarbeiter auf. Die paar Kontakte und Gespräche, die ich habe, sind Koalitionsgespräche nötig im Betriebskampf.

Diese Privatisierung geht parallel zu der gesellschaftlichen Entsolidarisierung, der Unmöglichkeit sich mit den großen gesellschaftlichen Institutionen wie Partei, Gewerkschaft, Kirche, Vereinen usw. zu identifizieren. Man hat nur noch sein „armes Ich“ („und das ist zu wenig“ sagt der Pfarrer). Die eigentliche Ursache dieser Zerfalls von Identifizierungen dürfte die Auflösung des Heimat- und Familiencharakters der Organisationen sein, sie haben ihren abgrenzenden Charakter verloren, können weder Feindschaftsgefühle kollektivieren, abgrenzen, noch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit erzeugen. Das hängt auch mit dem Zerfall einer autoritären Kultur zusammen.
Auf der anderen Seite sind die Organisationen nicht mehr in der Lage die autonomen Bedürfnisse der Individuen auszudrücken und darzustellen. Warum soll ich mich zum Handlanger einer Gewerkschaftszentrale machen lassen? Die Organisationen, wie Partei, Kirche und Gewerkschaften, sind autoritär, zentralistisch strukturiert, nicht in der Lage die neue Selbständigkeit der Menschen zu repräsentieren.
Beispiel Jugendliche im Sportverein. Es gibt dort kaum Gespräche der Spieler miteinander, Trainerkommandos, wenn Identifikation, dann autoritäre. Manchmal wenn sie vom Training zurückkommen, geben sie nur noch coole Sprüche von sich, kaum mehr erträglich. Abfällige Bemerkungen über andere, im kurzen Kommandoton. Manchmal werden sie rausgestellt, manchmal dürfen sie spielen, immer in Konkurrenz mit anderen, besseren. Man liebt es über schlechtere zu lästern. Ich meine, niemand könne sie zwingen, hinzugehen. Aber sie gehen weiter hin, der Kontakte wegen. Aber die Motivation ist eher ein Bedürfnis nach Überlegenheit, Autorität - deprimierend. Vielleicht ein Entwicklungsproblem, ein Übergang.

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