16.4.07

08.02.07

In der aktuellen CO2- und Klimadiskussion zwei Sachen: Beschränkung auf das Auto, kaum die Rede von Heizung. Dann: schuld ist immer die Autoindustrie, nicht die Käufer, die sind offensichtlich nur unzurechnungsfähige Idioten.
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Hier reden sich die Autofahrer auf die „Wirtschaft“ heraus, die ja bekanntlich an allem schuld ist – oder die „Industrie“, wie es auch heißt. Würden die umweltfreundliche Autos produzieren, würde man natürlich solche fahren. Usw. usf. Interessant daran ist nicht die Dummheit, mit der dieses Projekt verfolgt wird, sondern wie man hier allzu menschlich wird, sich in die Projektion - die anderen sind schuldig - flüchtet, um es sich selber bequem zu machen.
Die Tatsache, dass nur vom Auto, aber nicht von der Heizung geredet wird, verweist auf ein latentes Schuldgefühl, also einen Triebexzess, der mit dem Gebrauch des Autos verbunden ist, einer mehr oder wenig bewusster Unmoral; vielleicht die der Eitelkeit, der Verschwendung, der Bequemlichkeit, vor allem des unverdienten Vorteils gegenüber anderen. Also die aggressive Eitelkeit: Ich hab was, was du nicht hast.
Das Thema Heizung ist deswegen nicht so von Schuld und Projektion besetzt, weil die Dummheit hier den Verstand blockiert. Keine Ahnung von Dämmung, neuen Heizmethoden, - die Verschwendung von Energie ist eine Selbstverständlichkeit, man darf doch nicht frieren. Die Blödheit ist weitgehend allgemeiner Konsens, wird von den Medien nicht in Frage gestellt. Man darf die Mehrheit ja nicht mit kritischen Statements erschrecken. Positiv sein!

Das Auto - abgesehen als Quelle von Ausbeutung - ist ein Unterwerfungsinstrument des Kapitalismus. Es gibt dem Zwangssystem der Arbeit einen Sinn. Der Gedemütigte kann sein Ego aufpolieren, aufmöbeln, kann sich frei, stark und mobil fühlen. Freiheit und Mobilität, Bewegungsfreiheit gehören zusammen. Fahre ich dagegen Straßenbahn binde ich mich an Fahrplan, die Launen des Fahrers, komme in (Körper)Kontakt mit anderen. - Ein Radfahrer gibt ohnehin nur ein lächerliches und bemitleidenswertes Bild von Anstrengung und Ärmlichkeit ab.
Der Verstand ist ohnmächtig gegen Gewohnheit und Trieb. Das lässt auch die Autoreformisten mit ihrem Ansatz scheitern (kleinere sparsamere Autos, intelligente Verkehrsführung, besseres Angebot von öffentlichem Nahverkehr).

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