30.5.07

30.05.07 „Hauptschüler als Unternehmer“

Kaum zu glauben im DLF heute das:
"Journal am Vormittag - Länderzeit
Hauptschüler als Unternehmer
In Berlin-Neukölln lernen Jugendliche wirtschaftliches Denken“
Moderation: Barbara Weber.

Derzeit nimmt die Zahl der Firmengründungen rapide ab. Warum? Die Zahl der Zeitarbeitsverträge hat zugenommen. Obwohl deren Lohnniveau unterhalb der Tarifverträge liegt, scheinen sie immer noch attraktiver zu sein als die Selbstausbeutung durch Firmengründung. Vorgestellte Modelle waren: Gebäudereiniger, Besticken von Jeans. Gefehlt haben noch die Friseusen, Vesandhausagenturen und andere Billigeinkommensnischen.

Warum eine solche Sendung von einem Sender, der ganz und gar keine Firmengründung kleiner Selbständiger ist?
- es ist die Mentalität der Mittelschicht, immer nach dem individuellen Vorteil zu suchen und deswegen besteht eine Verwandtschaft zum Kleingewerbe, zum „Unternehmertum“
- Diese Redakteure und Moderatoren des DLF stehen vor dem Problem: wie können die armen Kids von der Hauptschule in eine normale (bürgerliche) Laufbahn gebracht werden, dass sie sich für sich selbst verantwortlich fühlen. Anders gesagt, wie kann man die Frage nach der Verantwortung von Politik und Gesellschaft vermeiden.
- Die Mittelschicht fühlt sich an die globalisierten Märkte ausgeliefert. Nur mit viel Kreativität, Erfindungsreichtum, vielen neuen Ideen, kann sich Deutschland den neuen Märkten anpassen, natürlich auch lohnmäßig. „Lasst 100 Blumen blühen“ - Eine wird vielleicht schon überleben. So haben die Hauptschüler was zu tun und fühlen sich selber schuldig.
- Die reichen Steuerzahler müssen entlastet werden – von den aussortierten Faulenzern. Steuern senken für die „Teilhabenden“.
- Irgendwo träumen auch die institutionell zugebretterten Redakteure von der individuellen Freiheit. Der Schritt in die Freiheit der Selbständigkeit ist ein Traum in einer autoritär strukturierten Gesellschaft.

Schau ich auf meinen Betrieb, wäre die Abteilung mit ungefähr 40 Leuten besetzt, wenn die Maschine optimal ausgenutzt wäre. Die zentrale Maschine kostet ungefähr 1,2 Mio, die anderen kleinen und großen im Anschluss an sie noch einmal das Gleiche. Jetzt müsste man noch Gebäude usw. usf. dazurechnen. Ein solches Projekt hätte als Firmengründung eines Einzelnen überhaupt keinen Sinn, abgesehen davon, dass es nur die Konkurrenz innerhalb eines engen Markts noch verschärfen würde. Ein wirtschaftliches Überleben wäre nur möglich, wenn die Löhne gesenkt oder die Arbeitszeit entgeltlos verlängert würde.
Jemand, der sich seriös Gedanken über Wirtschaft und Gesellschaft macht, der also nicht nur im Bereich des ideologisierten Wunschdenkens lebt, kann diese Firmengründerideen zur Rettung des System einfach nicht ernst nehmen. Aber offensichtlich müssen nun für die Idee, dass Marktwirtschaft für alle sinnvoll ist, die Hauptschüler geopfert werden.
In der gleichen Zeit, in der sie Firmengründer spielen, sollen sie nicht auf die Idee kommen, nach ihren Rechten als Staatsbürger, nach Verantwortung der Gesellschaft für alle, ihre Rechte als Arbeitnehmer zu fragen, also sich mit der Realität ihres Lebens auseinanderzusetzen.

24.5.07

24.05.07 Demokratie und Medien

Dank geistiger Unterforderung durch meine Arbeit, bin ich in der Lage mir mit dem MP3-Player anzuhören, was im Rundfunk gesendet wurde und erfahre mehr über das Verhältnis der bürgerlichen Journalisten zu ihrem Publikum:

Also die Basis, die ist auch ganz gut steuerbar und die ist meistens eine ganz amorphe Masse.“
(Rainer Burchardt, ehemals Chefredakteur beim DLF, heute dort immer noch häufig kommentierend, „Reform“-SPD. Andere haben dort keine Chance, zu Wort zu kommen)
Ich erinnere mich, wo Hitler von der von ihm demagogisch bearbeiteten Masse in ähnlichen Wendungen sprach. Aber die Assoziation führt anderswohin:
Was Attac da manchmal macht, das hat …schon wirklich nationalfaschistische Anklänge manchmal.“ (Michael Rutz, Rheinischer Merkur, Bonn) (Wie schafft es dieses katholisch reaktionäre Blättchen, das ich bis 68 regelmäßig gelesen habe, zu überleben? Sicher nicht durch die Zahl der Leser.)

Am gleichen Tag eine Diskussion SWR-Forum wo eine Redakteurin der so genannten „Welt“ sagt: „Es stimmt … da sehe ich auch ein klares Defizit, dass eben nicht kommuniziert wird, dass in großen Teilen der Welt …, die absolute Armutsquote dramatisch gesunken ist durch die Öffnung der Märkte.“ Propaganda ist „Kommunikation“.

Über R. Burchardt, dem ehemals linken Chefredakeurs des Deutschlandfunks, habe ich im Internet etwas gelesen, was ich nicht zurückhalten kann:


"Ich habe meinen Sohn ein Jahr nach Amerika geschickt. Wenn ich hinterher sage, was ist dabei herausgekommen: Er hat Lebenserfahrung mitgebracht. Das hat 20.000 DM gekostet, dafür hat er Leute dort kennengelernt, mit denen er heute beruflich eine gemeinsame Firma gegründet hat, die sehr erfolgreich ist.Ich sage Ihnen ganz deutlich: Leute, die nicht bereit sind, erst einmal vorzuinvestieren, um die muß man sich Sorgen machen. Aber die, die kommen und sagen, ich leih' mir jetzt was, was auch immer, und ich mache das jetzt, die werden letztendlich auch erfolgreich sein. Risikobereitschaft heißt: Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um."


Man hört das Plädoyer für Studiengebühren, Studienkredite, gut verdienende Eltern. Himmlisch der Spruch am Ende: „Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt in ihr um.“ Einmal von Seume produziert, dann von A. Kluge zum Filmtitel gemacht. Hatte er bei Seume noch eine spezifisch biografische Bedeutung, so verkommt der bei den zwei letzteren zu einer bürgerlichen Modephrase des sozial abgesicherten Geschäftchenmachens.


Welche Firma hat denn da der Sohn gegründet?

  • Wie man Nachrichten so selektiert, dass sie auf das erwünschte Weltbild steuern?
  • Wie man Amerikafreundlichkeit erzeugt und die Weltwirklichkeit verleugnet?
  • Wie man sich am besten in Vorteil setzt? (Etwa Gebell gegen Links)
  • Wie man durch gute Verbindungen und die opportune politische Meinung in Positionen kommt?

Ich denke die Sache weiter: Welches Geschäft könnte ich gründen?

Schulsystem so ändern, dass nötige Jobs gerecht verteilt werden (Unternehmensberatung? Forschungsauftrag an der Uni, bei der Gewerkschaft?)
Demokratische Unternehmenskultur in Fabriken aufbauen
Faires Verteilungssystem für Energie- und Rohstoffressourcen „implementieren“

Mit dem bei solchen Bewerbungen nötigen Selbstbewusstsein – diesmal mit Kompetenz – könnte ich mit meinen Erfahrungen an unterschiedlichsten Arbeitsplätzen, einer tiefen moralischen Bindung an meine Klasse (?), einer korrekten Herkunft etc. etc. prahlen. Für die Fans der bürgerlichen Erziehung entfalte ich dabei meinen Fremdwortschatz ins Lateinische und Denglische. Mit Verweis auf Erfahrungen im afrikanischen Busch demonstriere ich meinen internationalen Erfahrungsschatz.
Sozialromantik“ würden die Herren sagen. Sollte man ihnen dafür die Fresse polieren und Mollies auf ihre flotten Autos werfen? Würde dadurch der Kreis der Aufgeklärten vergrößert? Oder ein Zeichen gesetzt, dass nun ihre Zeit abgelaufen ist? Besser: eine Aktion wie der Sturm auf die Stasizentrale


23.5.07

Telekomstreik

23.05.07
Der Betriebrat fordert zu der Teilnahme an einer Telekomkundgebung auf. Gleichzeitig fordert er zu einem Betriebsausflug auf, Kosten 25 €. Dafür müsste ich einen Tag arbeiten. Ich werde auf den Spaß verzichten. Ich könnte mir das nur als Telekom-Angestellter leisten. Oder als Betriebsrat.
Radfahrer kommen beim Betriebsausflug billiger weg. Für 54 km Radeln brauchen sie für Brotzeit nur 10 € bezahlen. Mit den 10 € lässt sich eine Familie einen ganzen Tag verpflegen. Ich als Radler werde auf die Brotzeit verzichten und arbeiten gehen. Vielleicht am Wochenende eine Radtour.
Inzwischen haben wir wieder über 30°C bei der Arbeit. Am Morgen allerdings teilweise frisch. Ein guter Grund für meine Kollegen bei nur 21°C die Heizung aufzudrehen.

20.5.07

20.05.07 "Unterschichten-Debatte"

Vom DLF darf man zum Ausgleich für üppig neoliberale Propaganda etwas Kritisches hören: „Gewinner und Verlierer - Stationen der deutschen Unterschichten-Debatte - Von Bernd Ulrich“. Auf den ersten Blick hört man linke Redeweise: die aufgeregte Unterschichtendebatte, es „können immer mehr Menschen mit einer Vollzeitbeschäftigung nicht von ihrem Gehalt allein leben“, fehlende Aufstiegsorientierung, Unterschichtenlethargie, Auseinanderfallen der Gesellschaft, der Sozialstaat verändert sich, die Mittelschicht ist betroffen, wird den Gesetzen des Arbeitsmarkts unterworfen, es könnte zum Klassenkrieg der Mittelschicht kommen.
Was hilft? Er setzt sein Vertrauen auf die „Suchbewegungen, das tradierte Gleichgewicht zwischen staatlich alimentiertem Gemeinwohl und den Gesetzen des kapitalistischen Marktes wiederherzustellen“. Wer macht die Suchbewegungen? Er setzt auf die „in Soziologie und Staatswissenschaft vergessene Kunst des Regierens und Verwaltens angesichts zunehmender sozialer Ungleichheit“.
Aber noch ist nichts entschieden. Die Zukunft ist offen. Journalistisch aufregend.
Also schön im journalistischen Beschreiben hängen bleiben, mit der Sicht von oben und außen auf die gesellschaftlichen Niederungen. Nicht von Innen in der Teilnahme, sich einlassen auf das Gefühl des Unbehagens, der Ohnmacht, des Unerträglichen, des Unglücks in die Revolte, Befreiung, Reflexion über Alternativen, Fragen nach der richtigen Aktion, den richtigen Angriffspunkten, der optimalen Organisation. Nein – es ist der Appell an den Sozialarbeiterstaat, der Ruf nach der besseren Politikberatung, die Manipulation der Menschen mittels Umfragen. Nicht die Kommunikation mit Menschen.

17.5.07

17.05.07 Lesekultur

LESEKULTUR
Wenn ich meinen Blog mit den Augen etwa meiner Kinder anschaue, erscheint mir es als eine große Buchstabenwüste. Deswegen versuche ich manchmal Bilder einzufügen, Hervorhebungen einzubauen. Schaue ich mir die weltweit produzierten Blogs an, so besitzen die meisten ein schrilles Design, mit dem sie auf sich aufmerksam zu machen versuchen. Da die Inhalte, die Bilder, die Texte, die Videos und Links oft austauschbar sind, versuchen sie sich durch Design zu individualisieren, wie der Hosenkäufer im Männermodenshop.
Lesen ist out. Ich gehöre zu einer Generation, die von Buchstaben gelebt hat. Alles irgendwie Lesbare habe ich verschlungen: Schulbücher, Messbücher, Zeitungen. Später habe ich gelernt, auch unlesbare Texte lesbar zu machen durch: Exzerpte, Unterstreichungen, durch Anmerkungen, kritisches Lesen, das dem Autor Fehler nachweisen möchte, diskursives Lesen, das Argumente und Gegenargumente mitdenkt.
Diese Lesekultur ist Produkt einer Lebenskultur, die unzufrieden war, mit dem worin sie gelebt hat – man kann es heute noch bei Immigranten beobachten – und einer Abrichtung in der Schule auf Texte.
In den 70er Jahren wurden die Comics zur Kultur erhoben. Ich bin sie als Kind zwar stapelweise durchgegangen, aber habe mich dabei beobachtet, wie ich die Texte in den Blasen nur überflog, weil die Handlung durch das schnell erfasste Bild ohnehin schon klar war, der Text mehr einem Gefühlsausdruck diente als die Geschichte vorantrieb.
Die Verteidigung des Bildes sollte die Interessen der Schüler integrieren, ihnen die harte und mühsame Arbeit mit dem Text ersparen. Das Bild soll motivieren, es fasst eine komplizierte Aussage kurz und prägnant zusammen, es manipuliert die Gefühle in eine Richtung und erspart einen argumentativen Diskurs. Das tun Texte auch – man denke an politische Manifeste, die Bibel usw. – aber sie sind leichter hinterfragbar.
Bilder stellen schneller eine Beziehung zu unseren Interessen, Bedürfnissen, Triebleben her, fordern zu Handlungen auf. Werbung arbeitet mit Bildern, weil sie sich so komplizierte und unsinnige Texte ersparen kann. Sie stellt unbewusste Assoziationen her, die unsere geheimen Wünsche ansprechen. Wir sollen darauf instinktiv, nicht mit kritischem Bewusstsein reagieren.
Man stelle sich aber den Bau einer Maschine vor, oder den Bau eines HTML-Textes im Internet. Es ist eine große Ansammlung von Handlungsanweisungen, Sätzen, Sprache pur. Es ist nicht ganz, aber doch in Vielem der Arbeit eines Handwerkers vergleichbar. Er könnte vieles, nicht alles, in Sätzen beschreiben. Diese Sätze müssen durchdacht und praktisch nachvollzogen sein. Die handwerkliche Kunst besteht nun darin, Sensibilität zu entwickeln, die Besonderheiten des Materials wahrzunehmen, sein Verhalten daran anzupassen. Man kann dieses System von in Sätzen gepressten Handlungsanweisungen auch in Bildern darstellen. Aber um internalisiert zu werden, bedarf es wieder des sprachliche Denkens und bewussten Arbeitens.
So ist also Sprache die Voraussetzung für gesellschaftliche Produktion, gehört zur Arbeit. Mit dem Verschwinden von Arbeit verschwindet auch die Sprache. Zwischen Wunsch und Erfüllung, muss nun nicht mehr Arbeit und Sprache treten, sondern das Bild löst die Reaktion, die Kaufentscheidung, den Klick darauf aus.

Das Bild soll nicht nur kritisiert werden. Bilder zeigen auch den Weg zu unserem Inneren, Unbewussten und Wünschen. Man sagt: Bilder lügen nicht, was ja nicht stimmt, aber Bilder sind mit unseren Interessen, Gefühlen und Instinkten inniger verwoben als lange Texte, die man liest, um am Ende festzustellen, das war’s nicht wert.

Auf der einen Seite sind Bilder mit einer neuen hedonistischen Kultur verbunden, auf der anderen Seite sind sie Zeugnis einer Gesellschaft, die körperliche Arbeit als notwendige Tatsache verdrängt, ermöglicht durch die Ausbeutung der energetischen Ressourcen der Welt und der Arbeit der Dritten Welt. Sie machen den üppigen Konsum möglich, Frustrationstoleranz überflüssig.


Beim Streit um die Lesekultur stoßen nun die produktive und die konsumtive Fraktion des Kapitals und seiner ihm zugehörigen Gesellschaftsschichten und Apologeten zusammen: Da sind die traditionalistischen Produktionsorientierten, dort die die den Konsum und das leichte Leben propagieren wollen. Einerseits die Sparsamen, Fleißigen, die Rechtschreiber und Leser und auf der anderen Seite die Genießer, die Verschwender, die ihr Geld gerne ausgeben, sich immer wieder etwas leisten und gönnen müssen. Diese Gesellschaft braucht sie beide, bedient sie beide, macht mit beiden ihre Geschäfte. Am besten natürlich der Arbeiter, schlecht bezahlt, hoch verschuldet, der sich sein Leben lang an die Mehrwertproduktion bindet – gelenkt und geleitet durch den Gegentyp des rational denkenden und disziplinierten Mittelklässlers, der ihn an die Arbeit bindet und ihn per TV und Konsumangebote seinem Niveau entsprechend manipuliert.

Ich stelle mir vor, wie eine neue Schicht entsteht, die zunehmend die öffentlich wirksame Sprache verliert. Sprechen wird durch Sprücheklopfen ersetzt, eine Rhetorik die mehr impliziert als sagt, Positionen belegt, nicht mitteilt, ausgrenzt und eingrenzt statt mitzuteilen in dem Sinne, dass etwas Gemeinsames weitergegeben wird. Der nach wie vor mühsame Arbeitsprozess wird bei diesen ausgeschlossenen Schichten entweder auf einfache Tätigkeiten mit begleitenden x-beliebigen Fantasien oder ganz auf den Zustand von Arbeitslosigkeit reduziert. Was ich bei der Debatte um das „bedingungslose Grundeinkommen“ befürchte: Weil Arbeit zum nicht mehr erreichbaren Privileg wird, gibt man den plebejisierten Massen „Brot und Spiele“ in der Form des „Bürgereinkommens“. „Individualität“ – dieser Anschein von Autonomie – gilt dann erwerbbar durch den Kauf von Konsumartikeln.
De facto ist es ja schon jetzt so, dass Arbeit zum Privileg wird, zu einem Zeichen der sozialen Überlegenheit, und der, der das nicht hat, ist gesellschaftlich ausgeschlossen, gerät in die Depression oder in einen paranoiden Zustand. Arbeit, das sehen die bürgerlichen Vertreter des Grundeinkommens ja realistisch, ist abgewandert in die Dritte Welt, nach China, Vietnam usw., wird ersetzt durch Automaten, intelligente Produktion. Eine Vollbeschäftigung in Industrieproduktion ist nicht mehr denkbar, ja unnötig. Selbst wenn man die Traktoren durch von Tieren gezogene Geräte ersetzen, so das Erdöl aus der Energieproduktion herausrechnen würde, wäre eine Rückentwicklung auf eine Gesellschaft, in der 80% Bauern sind, nicht mehr nötig.
Die durch Wissen und Organisation immer mehr vergesellschaftete Arbeit wird zum Eigentum einer Klasse, die durch Medien, Elternhaus und Schule sprach- und artikulationsfähig ist. Im Gegensatz zu der plebejischen Masse, die von Sozialarbeitern verwaltet – das hat der Herr Horkheimer ja schon in den 30er Jahren vorhergesehen – zur manipulierbaren Masse verkommt - sei es der Konsumgüterindustrie oder der Politiker.

Bildung

17.05.07 Bildung
Bruno Peisendörfer schreibt in „Pinocchios Begabung“: „Auch die Bildungsnahen, die links wählen, glauben zu wissen, was den Bifs aus gewöhnlichem Holz fehlt: Strebsamkeit, Frustrationstoleranz und die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub. Statt dem disziplinierten Hedonismus der Mittelschichten nachzuleben, sitzen sie mit Staatsknete alimentiert den lieben langen Tag im Jogginganzug auf der Couch und verfetten beim Unterschichtfernsehen, während ihre Bälger mit Ballerspielen den Amoklauf trainieren. ….Bildung ist jedoch nicht nur ein funktioneller Wert, sondern schließt geistige, seelische und ästhetische Dimensionen auf, deren Begreifen, Erleben und Genießen wertvoll in sich selbst sind.“


Der nicht uninteressante Artikel vergisst, dass Bildungsprozesse im bildungsfernen Bereich ganz anders aufbauen sollten: Wer sind wir im Unterschied zu den anderen, was führt dazu, wie wird es verändert? Ein neues Selbstbewusstsein, Klassenbewusstsein, ein kritisches Verhältnis zur bürgerlichen Kultur, neue Werte im Leben, ein Versuch anderer Beziehungen, eine andere politische Praxis. Ohne die Hoffnung auf Integration. Ein solcher Bildungsprozess würde sich um die Beantwortung folgender Fragen bemühen:

- Wie sieht die Arbeit aus, die nötig ist, um die Produkte zu produzieren, die wir benötigen?
- Welche Qualifikationen sind dafür nötig, soziale, technische?
- Welche gesellschaftliche Form, welchen gesellschaftlichen Status hat diese Arbeit?
- Was bedeutet diese Produktion für die Umwelt?
- Was impliziert sie an Ressourcenentnahme in Natur und Dritter Welt: Welches Konsumniveau kann sich die Menschheit leisten? Wie ist einfaches Leben möglich? (Einjahresfahrt in ein Land mit einfachem Lebensniveau)
- Die Problematik des Welthandels: Konkurrenz der Billigarbeit, Ausbeutung der Ressourcen anderer Länder, Imperialismus der industrialisierten Nationen
- Die Forderungen (und Geschichte) der Arbeiterbewegung, Betriebsdemokratie etc.
- Aktionsmöglichkeiten und Organisationsformen

Man kann mir vorwerfen, dass ich nicht die Aussichtslosigkeit dieser Art von Bildung mitdenke. Dass es notwendigerweise schief geht. Dass jemand, der so leben will, verloren und isoliert ist. Isoliert mit Bewusstsein, aber vielleicht säuft er (sich) ab.
Das Scheitern der Neuen Linken hat in den 80ern und 90ern Jahren ja auch dazu geführt, dass sich die Leute "individualisiert" haben und im privaten Konsum abgesoffen sind. Typisches Beispiel: die Lehrer, die am Freitag mit ihrem Wohnmobil zur Schule kommen. Die Arbeiter, die vor dem Fernsehen verfetten und ihren Protest nur noch durch Trillerpfeifen artikulieren können.

15.5.07

Hans Blumenberg

Blumenberg Hans

Einen Podcast des SWR über Hans Blumenberg gehört. Mehrmals angehört. Irgendwas stimmt in seinen Gedanken nicht. Da ist auf der einen Seite der „Absolutismus der Wirklichkeit“ – also die undurchschaubare und dunkle Realität ohne Sinnverweis mit all ihren Grausamkeiten – auf der anderen Seite die „Lebenswelt“ mit ihren Sinnvorgaben, Institutionen, Mythen und auch Techniken der Lebensbewältigung. Oder historisch: der Jäger in der gefährlichen Welt und demgegenüber in der Höhle: die Hüter, die Geschichtenerzähler, die Welt als Buch.
Dann aber Merkwürdigkeiten: Weil physikalisch keine Sinnvorgabe da sei, - wir Menschen uns nicht mehr in der biblischen Weltharmonie befinden - solle man sich in der Sinnenttäuschung üben. Gut, wir sehen uns jetzt in einem unberechenbar brodelnden Weltchaos. Aber wenn ein vertrauter Gott gestorben ist, dann muss sich unser Bezugssystem ändern, hin auf ein soziales Bezugssystem des Lebens.
Blumenberg freut sich, dass unser Planet Erde die einzige Basis von menschlichem Leben im Universum ist. Aber was wissen wir schon? Was würde es schon bedeuten? Warum der Glaube, der Wunsch nach Einzigartigkeit?
Verkehrte Welt auch in der Idee: zuerst geht die religiös-scholastische Welt unter, dann beginnen sich die Menschen auf der Erde einzurichten.
Merkwürdig auch das Verhalten von Blumenberg: weil er durch den Faschismus 8 Jahre
seines Lebens verloren habe, zwingt er sich, nur 6 mal die Woche zu schlafen, um dadurch die verlorene Zeit rauszuholen. Merkwürdiger Leistungszwang. Denke ich wahrer, wenn ich weniger schlafe, länger nachdenke?? Eine moderne Schlussfolgerung: weil meine Lebenszeit begrenzt ist, deswegen muss ich möglichst viel erleben, wach sein, möglichst viel diesem alles verschlingenden Gott Kronos abgewinnen. Moderne Auffassung oder antik? – Die ständige Steigerung der Geschwindigkeit im modernen Leben also eine Antwort auf die Relativierung der Menschheitszeit in der Geschichte des Universums?
Blumenberg hat einige Zeit nach dem Abitur als Einkäufer und Einkaufsleiter im Drägerwerk Lübeck gearbeitet. Als Halbjude wurde er von dem Firmeneigentümer
unterstützt, ebenso in seinem Studium. Aber warum soll das eine verlorene Zeit gewesen sein? Vielleicht war es die für seine Gedanken wertvollste Zeit. Ich möchte an V. Klemperer erinnern, dessen Tagebuch bedeutungslos wäre ohne seine Erfahrungen, die er zwischen 33 und 45 gemacht hat. Wäre er nur ein Romanistikprofessor geblieben, seine Berichte wären so überflüssig wie die seiner Kollegen.
Ist der von Blumenberg erfahrene Unsinn, den er auf das Universum projiziert, nicht der Unsinn einer gesellschaftlichen Erfahrung? Wäre es nicht sinnvoller, statt über Universum nachzudenken, sich mit seinem eigenen inneren Universum zu beschäftigen, seinem konkreten Leben und dem Universum der menschlichen Gesellschaft?
Was für eine seltsame Idee aus der physikalischen Umgebung einen Sinn herauslesen zu wollen und enttäuscht zu sein, wenn das nicht mehr klappt. Wir geben doch der Welt durch unsere Interessen, Bedürfnisse und Leidenschaften Sinn und Bedeutung. Es ist der innere Kompass in uns, der Richtung gibt, nicht eine Offenbarung von außen.
Diese Idee der Schlafunterdrückung zeigt, wie hier einer gegen seine Bedürfnisse lebt, in einer Abhängigkeit von äußerlichen Leistungszwängen.

In Blumenbergs Leben scheint die damalige Einweisung in das KZ und Arbeitslager. einen Riss in eine vertrauensvolle Sicht der Welt bewirkt haben. Es hat ihm auch das Vertrauen auf die eigene Autonomie und Person genommen und ihn auf eine negative Fixierung auf das Übermächtige eingeengt. Der absolute Schrecken hat diesen Effekt, dass die Opfer verführt sind, sich ihm anzugleichen oder ihn absolut zu setzen.

13.5.07

Irgendwelche Geschäftsideen


13.05.07
Das Bild ist als Ergänzung zu Oswalds Metzgers Politikverständnis gedacht. Gleichzeitig eine Konkretisierung dessen, was sich eine Soziologin darunter vorstellt „sich irgendwelche Geschäftsideen auszudenken“.
Man beachte die „individuelle Note“. Wenn einer eine Hose kauft, die kein anderer im Umfeld trägt, dann ist das „Selbstverwirklichung“ und ein Zeichen von „Individualität“. Bei der Arbeit ist er Maschinenteil, Computerbediener, in der Freizeit „Individuum“ mit einer gekauften Hose. Es ist die Verwirklichung von Menschenrechten – und ein gutes Geschäft.

10.5.07

10.05.07
Oswald Metzger wird als neoliberaler Kotzbrocken in den Medien herumgereicht. Bei den Grünen ist er nicht in der Außenseiterposition, wie es den Anschein hat, sondern ein führender Stratege. Nach der Devise „Einer muss den Seckel“ spielen, hat er sich vom linken Revoluzzer zum kleinbürgerlichen Rebell hochgearbeitet. Die Öffentlichkeit mag solche Renegaten. Er zeigt scheinbar Zivilcourage gegen den linken Konventionalismus und das linke Lagerdenken. Gleichzeitig spekuliert er auf die Unterstützung der kleinen Selbständigen, der Wirtschaftsliberalen. All jenen die ihr kleines und großes Geschäftchen machen. Wie etwa seine Frau mit ihren überflüssigen Herrenmoden.
Den Grünen macht er dabei nur ihre Realität bewusst, bürgerliche Herkunft und Status. Was ihn dabei in die neoliberale Richtung treibt, ist dieser kurzfristig denkende Aktionismus, maulfeile Parolen, die Geilheit in der Öffentlichkeit zu sein, irgendwelche Wählerstimmen, das Sichwichtigmachen anstelle von Zurückhaltung und langfristigem Denken. Warum sollte er auch kritisch denken. Er ist viel zu sehr verwurzelt in der Mittelklasse.
In seinem Gesicht und Verhalten sehe ich oft einen Chef, den ich wie er drei Jahre lang hatte. Dieser Chef war ein sehr cholerischer Mensch. Verliebt in sich selbst, misstrauisch gegenüber anderen Menschen, geriet er leicht in brüllende Rage. Obwohl er für mich von 12 bis 15 die entscheidende Bezugsperson war, habe ich nie mit ihm – ein peinliches Verhör ausgenommen – unter vier Augen gesprochen. Später wurde ich jahrelang von Alpträumen verfolgt, in denen ich ihn wieder mit vielen Schuldgefühlen traf. Bis er in einem dieser Träume endlich sein Urteil und seinen Fluch über mich ausschrie und mich verjagte. Ab da war ich frei von diesem Alp. - Als er einige Jahre später frühzeitig starb, konnte ich nur wenig Genugtuung, fast nur Gleichgültigkeit empfinden.
Wenn ich heute im Fernsehen O. Metzger und mit ihm diesen ehemaligen Chef sehe, dann macht mich dessen dümmliches Geschwätz, diese Fassade von Bodenständigkeit nicht wütend. Die Art und Weise wie er sich mit diesem frustrierenden Menschen in einer Art von Identifikation mit dem Aggressor angleicht, ich kann sie verstehen. Vielleicht habe ich auch viel von dieser polternden und geifernden Persönlichkeit, seinem Basedow, seinem Geschrei eingesogen. Es kommt mir jedenfalls bekannt vor. Bekannt zur Genüge.

9.5.07

Kollegen ...

09.05.2007

Vorgestern fange ich in einem Anfall von blinder guter Laune mit dem Vorarbeiter zu reden an. Gestern kommt der Chef, meint, ich hätte laut Vorarbeiter was falsch gemacht. Gleich geh ich zu ihm. Frage, was da gewesen wäre. – Nein, nichts. Das hätte er nicht gesagt. Und so weiter. – Ich bin sauer: Wenn er was zu meckern habe, dann könne er das doch mir sagen und brauche nicht zum Chef zu rennen.
Nein, nein, das hätte er nicht gesagt, nur ….bla, bla. - Aber er ist ein Typ, dem man nicht trauen kann, eine Mischung aus Dummheit und Böswilligkeit. Gut, ich bin auch böswillig gegenüber Kollegen, sauer über ihre Faulheit und Ignoranz; wie sie nichts dazulernen wollen, sich in bequemen Gewohnheiten suhlen. Aber diese Neigung zur Denunziation, das ist schon ein übler Charakterzug.
Um solche Kollegen richtig anzuscheißen, möchte man selber Chef werden. Und schon ist man im kapitalistischen Laufrad. In der gleichen Struktur, aus der man herauswill.
Sie verhalten sich verantworungslos, weil sie keine Verantwortung haben. Aber wollen sie wirklich welche haben?
Sie verhalten sich ohne Umweltbewusstsein, weil sie es nicht wissen. Aber wollen sie es wissen?
Wenn ich dann weiterdenke, dann lande ich wieder bei der Mittelschicht, die diese Werte doch so hoch hält. Will ich dahin? Gibt es keine andere Lösung?

Wenn ich den Vorarbeiter an seinem Platz ablöse, mache ich erst einmal alle Lichter in den Räumen aus, die vielleicht ein oder zweimal am Tag betreten werden. Ich habe nachgerechnet, dass ich damit den Tagesverbrauch einer vierköpfigen Familie spare.
Chemikalien werden von ihm grundsätzlich überdosiert. Was zu viel ist, geht in die Kläranlage.

Danke für die Klarstellung Herr Köhler! Schade!

09.05.07
Danke für die Klarstellung? Schade um die Klarstellung? Herr Köhler!
Ich weiß nicht, soll man ihre Klarstellung bedauern oder begrüßen?
Zunächst zum Dank. Herr Köhler, Sie haben gezeigt, wem sie loyal sind. Der Guardian schreibt: „
The German president, Horst Köhler, yesterday bowed to pressure from his fellow conservatives“, auf gut deutsch: Sie haben sich zum Dackel von Söder machen lassen. Sie zeigen aber auch, dass sich Bundesrepublik mit Antiimperialismus nicht verträgt, nicht mit Antikapitalismus. Sie haben die Fronten geklärt. Fast wären wir ja in Versuchung geraten, uns hier wohl zu fühlen wie in einer richtigen Familie, nein nicht „wohl fühlen“: fast hätten wir diese Republik ernster genommen. Fast hätte man ja denken können, hier wird Geschichte aufgearbeitet, hier werden gesellschaftliche Verhältnisse kritisch betrachtet, hier wird der Medienhysterie mit Vernunft entgegengedacht, hier erinnert man sich an die Toten von 77 und die Opfer von Faschismus und Imperialismus.
Danke Herr Köhler, dass Sie Ihrem neoliberalen Klischee entsprochen haben.

Schade Herr Köhler! Eine Begnadigung Klars hätte ein Zeichen gesetzt. Man hätte sich Ihre Biografie angeschaut, sich gesagt, da hat sich einer nicht nur aus schwierigsten Verhältnissen hochgearbeitet, hat das Leben der Menschen da unten hautnah kennen gelernt und selber durchstanden, er hat auch den Draht zu denen behalten, die sich über gesellschaftliche Verhältnisse Gedanken machen, nicht nur das Recht des Stärkeren sich durchsetzen lassen, sich Alternativen überlegen, linke Kritiker zu Wort kommen lassen.
Ich lese, sie sind bis 57 Flüchtlingslager gewesen, und ich erinnere mich, dass in diesem Jahr auch meine Familie – nur 4 Köpfe – damals aus der 28 m²-Wohnung in eine andere mit 35 m² umgezogen ist, wenn auch ohne Kindergeld und Lastenausgleich. Und ich sehe, Sie haben mehr Erfahrung in der Arbeitswelt als die meisten linken Antiimperialisten. Respekt! Aber jetzt sehe ich auch:
- die Bindung an eine Familie, die zwar mit der SS, aber nicht in einer LPG zusammenarbeitet
- ihren Drang zu Aufstieg und zur Elite
Diese Prinzipien kann man auch unter den Werten: Privatisierung, Freiheit, Konkurrenz und Leistung zusammenfassen oder in meinen Augen sehen als: Entsolidarisierung, antisoziales Verhalten, Vorrecht des Stärkeren.

Danke für die Klarstellung, Herr Köhler. Schade für dieses Land.
P.S. Ich lese in Wikipedia über Horst Köhler. Er „regelte auch die deutsche Finanzhilfe für den Golfkrieg 1991, d.h. die Zahlung von ca. 12 Mrd. DM an die USA“. Hier beteiligte sich einer nicht an Verhandlungen über Schutzgelderpressung, sondern indirekt an der Tötung zigtausender von Menschen.

7.5.07

Deutsche Medien und Israel

"Palestinians 'routinely tortured' in Israeli jails"
Der Guardian meldet heute vom Bericht einer israelischen Human Rights Group:
50% der Festgenommenen werden vor ihrer Gefangennahme geschlagen. Werden im Durchschnitt 35 Tage lang verhört. Sie werden in winzigen Einzelzellen gehalten. Die Verhöre dauern 5 bis 10 Stunden am Tag, meistens haben sie keinen Kontakt zu einem Anwalt. Es wird ihnen ekelerregendes Essen angeboten lässt sie nicht schlafen , schlägt sie bei Verhören, foltert sie mit bekannten Methoden („back-bending, back-stretching and other forms of physical abuse“).

Mal sehen, ob und wann das in die deutschen Medien kommt.

6.5.07

Verabschiedung in die Rente

06.05.07
Abschied in die Altersteilzeit: Wie üblich komme ich in letzter Minute zum Eingang, die Stempeluhr im Auge. Kommt überraschend eine Kollegin mit Blumen durch die Tür. Ich kann mich bei meinem Flug zur Stechuhr nicht mehr bremsen. Überlege mir, ob ich nicht zurück, sie ansprechen, mich von ihr verabschieden soll. Wusste zwar, dass sie mal geht, aber hatte es jetzt nicht erwartet.
Einige Meter weiter, denke ich mir, ich werde sie schon noch mal sehen und drehe mich nicht mehr um. - Jetzt frage ich mich, ob das richtig war. Da arbeitet jemand x Jahre und dann rennen die Kollegen an ihr schnell vorbei. Es war wohl eine offizielle Verabschiedung, aber keiner hat mir davon etwas gesagt. Als Teilzeitkraft zähle ich oft nicht einmal halb.
Damit bleibt in unserer Abteilung nur noch eine echtdeutsche Arbeiterin übrig.
Die verabschiedete Kollegin hatte nicht die sonst eher bissige Miene, sondern war verschüchtert nett, wie ein überraschtes junges Mädchen. Ich hoffe es geht ihr gut beim Überlebensrest.
Eine andere Kollegin, die vor einem Jahr in Frührente ging, hat sich kurze Zeit später umgebracht.

Ausnahmsweise bin ich bei der Arbeit nicht nur mit meiner Eitelkeit beschäftigt und schaue mich um. Mir fällt auf, dass kaum jemand mit dem anderen redet. Selbst die nicht, die bei etwas geringerem Lärmpegel könnten. Meistens ist es ohnehin zu laut. Nur eine Frau mit Opernsängerinnenformat kann sich dann noch verständlich machen.
Ein anderer Arbeiter ist so in Gedanken versunken, dass er vor sich hinlächelt, ja sich das Lachen richtig verbieten muss.
Ein junger Mann macht ein Praktikum an einer Maschine. Zuerst habe ich ihn angesprochen, ihm gesagt, er solle doch aktiv werden, dass er nicht nur als billiger Hilfsarbeiter eingesetzt wird, sondern auch andere Bereiche kennen lernt. Aber er war nicht sonderlich interessiert. Arbeitet brav und still vor sich hin. Er wird dann sein Studium machen, von dem er nicht weiß, ob es Chemie oder Wirtschaft sein soll. Wenn ich in den Umkleideraum komme, ist er mit seinem Handy beschäftigt. Es reicht dann noch zu einem Tschüss.
In der letzten Stunde arbeiten gerade noch ungefähr 5 Leute in der Abteilung. Die Arbeitszeiten der Leute sind ziemlich unterschiedlich. Entsprechend lose sind auch die Beziehungen.

Warum kommt eigentlich der Chef in dem Blog so wenig vor? Eigentlich will ich mich über ihn nicht beklagen. Nach 3 Jahren schafft er es immerhin, mich zu grüßen, wenn ich komme. Anfangs habe ich mich immer über sein Verhalten gewundert. Immer wenn ich ihn angesprochen habe, lief er davon. Ich konnte es nicht auf mich beziehen. Das Gute an ihm ist aber, dass er sehr viel abwesend ist – ich weiß nicht wo: Betriebsbesprechungen, Kundenaquisation …? Allerdings, wenn er wieder auftaucht, verbreitet er Hektik. Er rennt hin und her. Mischt sich in die Arbeiten ein, vermittelt das Gefühl, man habe nicht genug gearbeitet. Immerhin, er arbeitet wirklich mit. Aber ich reagiere dann aggressiv, gebe ihm das Gefühl, dass ich auch ohne ihn klar komme, sage das eventuell auch. Und es ist seit einiger Zeit schon bedeutend besser geworden. Er hält sich zurück.
Sein Arbeitsprinzip ist allerdings etwas simpel: alle Maschinen müssen laufen. Das führt zu dem Unsinn, dass die Maschinen laufen, obwohl oft kaum beladen. Was Effektivität, Umwelt, Ressourcen angeht, würde er mit mir als Vorgesetztem in Konflikt kommen.
Man mag mein Denken als arrogant empfinden. Aber der Umgang mit ihm wird dadurch erleichtert, dass ich um fast 20 Jahre älter bin. Daneben ist er etwas geschult in modernem Management, aufmerksameren und weniger autoritärem Umgang mit Arbeitern. Es hält ihn aber nicht davon ab, bei Abteilungsbesprechungen eine Stunde ununterbrochen zu reden, oft mehr als redundant. Hat er Probleme, spricht der die Betreffenden nicht direkt an, sondern redet in die Allgemeinheit. Ich habe erst nach einem Jahr gemerkt, dass er meinte, ich soll auf die ausgehängten Arbeitspläne achten.
Am meisten ärgert mich an ihm, dass ich trotz Versprechungen nicht in den Zeiten eingesetzt werde, die ich will. Er braucht solche eigensinnige Verhaltensweisen, um den Abstand zu uns aufrechtzuerhalten.
Auch sonst denke ich, dass er sich überlegen fühlt:
- da sind seine Beziehungen zu den oberen Chefs
- die Entscheidungsbefugnisse und Drohmöglichkeiten
- die Ausbildung
- die Bezahlung
Mag er am Ende also noch so ein netter Mensch sein, durch seine Funktion und Macht wird Mitmenschlichkeit ruiniert. Man geht ihm besser aus dem Weg.

5.5.07

RAF-Debatte

05.05.07
Ich frage mich, was ist es, dass noch heute die gleichen Fronten wie 77 bestehen, was die RAF angeht. Zunächst: worum ging es damals bei der RAF? Die offiziellen Motivationen lasse ich mal als Ideologie beiseite: Terrorismus, Antiimperialismus, unpolitische Kriminalität und dergleichen. Der eine redet den anderen schlecht. Aber die Feindschaft hat ja schon vorher bestanden.
Wenn ich mir die Liste des Großen und Kleinen Krisenstabs von 77 anschaue, fällt mir auf: die meisten sind zwischen 20 und 24 geboren, waren am Kriegsende also 25 bis 30, 1977 so um die 55 Jahre alt. Bis auf die drei Exilanten Brandt, Wehner und Kühn waren fast alle in irgendeiner Form am Krieg beteiligt, die jüngsten wie etwa Kohl als Wehrmachtshelfer, meistens aber als Soldaten oder aber oft als Leutnant. - Oberleutnant waren Schmidt, Strauß und der lange als links(!) geltende Wischnewski. Diese Generation hat zwar nicht die Weichen der westdeutschen Restauration von Kapitalismus und Untertanengesellschaft gestellt – das war das konservative Bürgertum – aber sie haben mitgemacht. Dabei waren sie die gleichen an ihrer Karriere orientierten Mitläufer wie sie es vor 45 waren. Ihre innere Verstrickung zum Nationalsozialismus haben sie sich nicht eingestanden, sie haben die gleichen Rechtfertigungen gefunden: es war eine Diktatur ohne unser Wollen, jetzt sind wir auf der Seite der Freiheit. Nie haben sie sich wirklich gefragt, wie auch sie in die Diktatur verstrickt und Teil davon waren und welche gesellschaftlichen Konsequenzen daraus zu ziehen wären. (Übrigens auch Augstein war Leutnant – also eines aktiven Grades der Mittäter.) Wer im Krieg Befehle weitergibt, ist zwar nicht eigenhändig und immer an Morden wehrloser Minderheiten beteiligt, aber ist beteiligt an einem verbrecherischen Krieg. Macht er mit, mangelt es ihm entweder an Denkfähigkeit, an Gewissen oder er ist beteiligt. Und sei es nur mit dem „menschlichen“ Bedürfnis nach Überlegenheit über andere.
Diese Generation hat sich verschiedene Ausreden für ihr Mitläufertum zurechtgelegt und sich dann durch die Ideologien des neuen Systems, Antikommunismus, reingewaschen.
Die Neue Linke hat dieses moralische Defizit ihrer Väter durchschaut, hat die latente und offene Gewalttätigkeit, diesen diktatorische und mörderische Einstellung selber verspürt, in den Erziehungsheimen, in Schulen und Betrieben. Die Prügelszenen der Kindheit haben sich dann nach 67 wiederholt. Diese Urszene des schlagenden Vaters zeigt nicht nur die Gewaltförmigkeit eines Systems, sondern auch das Motiv des zurückschlagenden Sohnes.
Die RAF andererseits hat die in der ganzen Gesellschaft virulente Gewalt auf diese herrschende Mitläuferschicht, die Vatergeneration und ihre Ideologie kanalisiert. Sie hat deren moralischen Notstand für ihre Zwecke benutzt, die ich zunächst reduzieren würde auf: private Rache für erlittenes Unrecht in ihrer Kindheit, Demütigungen, Erlebnisse von Triumph. Politische Motive stufe ich deswegen geringer ein, weil dahinter kaum gesellschaftliche Alternativen erkennbar waren. Auch ein allgemeiner Bürger- oder Klassenkrieg produziert ja nicht unbedingt neue Verhältnisse. Eine Analyse von gesellschaftlichen Verhältnissen, Theorie, wurde ja durch einen moralisierenden Aktionismus abgewürgt zu einem Kampf des Guten gegen das Böse.
Damals haben sich Fronten gebildet, die sich bis heute nicht verändert haben. Zwar zeigt die politisch herrschende Öffentlichkeit nicht mehr die brutale Seite der Diktatur, aber regiert über Entpolitisierung durch privaten Wohlstand, repressiver Entsublimierung, Kontrolle der Medien und das durch ökonomische Konkurrenz erzwungene Mitläufertum.
Das Mitläufertum war damals die populäre politische Gruppierung, die von SPD, Strauß und Bildzeitung gegen die RAF und dann gegen die Linke insgesamt mobilisiert werden. In Medien wurden jene Leute zu Wort gebracht, die Hinrichtung und Ermordung der RAF-Gefangenen forderten. Heute sind es die selben Mitläufer, die erregt von Klar usw. „Reue“ fordern, die Opfer der RAF, Angehörige wie etwa die SA-Tochter und SS-Braut Schleyer ins Spiel bringen, für die lebenslänglich nicht genug ist. Es ist der gleiche gewissenlose Jagdinstinkt, den die Nazis bedient haben. Es bleibt kein Platz für eine Dialektik der Sittlichkeit Hegels, die beiden Parteien zunächst eine Berechtigung für ihr Handeln zugesteht, um eine Lösung für ein friedlicheres Zusammenleben zu finden.
Der Mitläufer unterwirft sich den jeweils Herrschenden, sein Defizit an eigener Persönlichkeit macht er durch projizierte Aggression wett. Um sich selber gut zu finden, braucht er die Jagd auf andere und reproduziert so die unversöhnte Gesellschaft.
Interessant an der Diskussion heute ist, dass die Bürgersöhnchen von der taz sich mit der RAF gefühlsmäßig nicht verbunden fühlen. Sie haben die Prügelszenen nicht mehr selber erlebt.

Der Antifaschismus der Nachkriegszeit
Heute wird der Umgang mit Geschichte des Faschismus in der Nachkriegszeit unterschätzt. Zuerst waren die Fakten beschränkt. Wir katholischen Zöglinge erfuhren viel über Priester in KZs, Rupert Mayer, usw. Von den Judenmorden war weniger die Rede. Mehr vom Widerstand des 20.Juli, der Weißen Rose. Es war aber so, dass in uns das Ideal des Widerstandskämpfers eingepflanzt wurde und ich denke, dass in einigen RAF – Mitgliedern das später wirksam war.
Politik spielte in der Schule Anfang der 60er Jahre eine größere Rolle als heute. Selbst an dem CDU-Ort, wie dem meiner Schule, gab es einen Lehrer, der - abgestürzt im 2.Weltkrieg - bei der DFU war.
„Vergasung“ war in meiner Kindheit ein häufig benutztes Wort, aber es war ohne Respekt und Mitgefühl für die so Ermordeten. Er spiegelte die ganze Gleichgültigkeit der Menschen. Die menschliche Katastrophe war zu einem Superlativ verkommen, der auch durch einen anderen ersetzt werden konnte.
Um 63 hörte ich mit meinem Vater zusammen eine Sendung von Radio Moskau auf Kurzwelle über die KZs und Judenmorde. Und während man sonst Radio Moskau für kurios, aber nicht glaubwürdig hielt, meinte mein Vater diesmal: Das stimmt, das ist tatsächlich passiert. – Auf deutschen Sendern waren Berichte darüber nicht üblich. Ich nehme an, dass es als Nestbeschmutzung empfunden wurde. Die Identifikation mit den Tätern war zu stark. Mit einigen Klassenkameraden zusammen hörte ich dann 65 das Hörspiel von P. Weiss über die Ausschwitzprozesse. Meine Reaktion war merkwürdig: Ich musste lachen. Worüber, weiß ich nicht mehr. Infantiler Sadismus? Die gewollte Emotionslosigkeit der Texte von P. Weiss? Die Absurdität, solche Verbrechen als Oratorium darzustellen?
Das Wissen um die Vergangenheit hat dann auch den Katholizismus in Frage gestellt. Die moralischen Maßstäbe der Menschen, die mitgemacht haben – auch wenn sie nicht unmittelbar verantwortlich waren – waren fragwürdig geworden. Sie waren durch ihre moralischen Defizite nicht mehr selbstbewusst genug, uns ohne Gewalt, Erpressung und Drohungen an uns zu binden. Stattdessen haben sie uns verstoßen. Sie konnten es nicht aushalten, sich in Frage stellen zu lassen. Sie waren zu angreifbar. Ein typisches Verhalten der ehemaligen Kriegseilnehmer war Schweigen.
Dieses moralische und menschliche Defizit – „defizitäre Sozialisation“… – haben wir als Kindergeneration geerbt. Der menschenfreundlich vertrauensvolle Umgang mit anderen Menschen liegt uns nicht.
66 habe ich den Roman von J.F. Steiner über Treblinka gelesen. Für mich lag die Lehre darin, nicht zu warten, zu hoffen, sondern sich zu wehren, etwas zu tun. Aber ich war in keiner mit den Juden in Treblinka vergleichbaren Situation.
Der Antisemitismus war latent im Katholizismus. Heute kommt mir der Gott, zu dem wir gebetet haben, geklaut vor. Dieser Diebstahl wurde durch die Rechthaberei mit dem richtigen Glauben kaschiert. Die Juden waren die Verräter Gottes, wir Katholiken seine treuen Kinder.
Der offizielle Philosemitismus andererseits war eine der Form der Schuldverdrängung. Der alte Rassismus konnte weiterleben – die kultivierten Israelis gegen die minderwertigen Araber – und die deutsche Schuld an den Juden ließ sich billig mit arabischem Land bezahlen. Aber diese moralischen Selbstbegründungen der westdeutschen Demokratie waren mit dem Bewusstwerden von den Unterdrückungskriegen in der Dritten Welt, der Unterdrückung der Arbeiterklasse nicht mehr vertretbar.

3.5.07

1.Mai Sozial- und Ökoheuchelei

1.Mai Tag der Sozial- und Ökoheuchelei

Ich schaue mir die Rundfunkprogramme von heute an, womit uns die Medien heute gedanklich zumüllen wollen. Folgende 1. Mai-Predigten:

Der Deutschlandfunk lässt uns in drei Sendungen über die Arbeit rätseln:
- „Zur Solidarität verpflichtet? Wie sich der deutsche Sozialstaat verändert“
- „Sozialstaat oder Marktwirtschaft. Kritik einer fatalen Alternative“
- „Vom Wandel der Arbeitswelt“

HR2: Fehlanzeige. Er bringt es nicht einmal zur Heuchelei, zweifellos einer der reaktionärsten Sender, ganz Banker- und Sekretärinnenmilieu. Kein Wunder, dass hier Koch gewählt wurde.

Radio Bremen kündigt eine interessantere Diskussion an:
„Studio Nordwest
Das Ende der Industriearbeit?“ – aber wie ich dann feststelle, geht es nur um „Auto 5000“. Ein nettes Projekt für eine kleine privilegierte Arbeiterelite. Ich habe mir das Projekt etwas genauer angeschaut. Nicht schlecht, die 1,25 Stunden bezahlte Fortbildung. Was an dem Teamkonzept dran ist, wird mir nicht ersichtlich. Es ist eine Montagearbeit. Aber wer stellt die Einzelteile her? Es sind die Zulieferbetriebe – und da findet effektive Ausbeutung statt. Ich habe selber in einem solchen Betrieb gearbeitet. Dort wird die Hälfte bezahlt. Ich weiß von Firmen die mit 1-Euro-Jobbern Teile für die Autoindustrie herstellen.
Am Ende stellt sich die Frage, welcher Fortschritt darin liegen kann – auch wenn von der Gewerkschaft selbst abgesegnet - wenn am Schluss solche Produkte wie der Touran und Tiguan herauskommen. Welchen Sinn hat die Produktion solcher Autos?
Das Sofi Göttingen begleitet das Projekt sozialwissenschaftlich, wohl in Richung "Humanisierung". Ich halte das im Prinzip für eine gute Sache. Aber müsste ein solches "linkes" Institut nicht etwas mehr politischen Horizont haben? Ich habe den Eindruck, dass dieses Institut wie viele andere sich für Geld für jedes Imageverbesserungsprojekt einspannen lässt. Hätte es Moral, wäre es auf HartzIV und wäre vielleicht sogar zu "teilnehmender Beboachtung" in der sogenannten Arbeitswelt gezwungen - Spargelstechen, Putzfirmen usw. Das wäre wohl auch nicht uninteressant.


Der SWR macht den Arbeiter zum kleinen Selbständigen, in:
„Autark, selbstbestimmt und motiviert. Der Mitarbeiter der Zukunft.“


Im Deutschlandfunk, inzwischen einer der führenden Propagandasender des Neoliberalismus, ein Interview mit Frau Allmendinger, einer Mannheimer SPD- Sozialforscherin. Welche Botschaft bringt sie uns rüber?
Allmendinger sagt:
„Deutschland war für uns immer ein einfaches Land. Ja!? Der erste Job, der prägte das Leben, prägte den Status des ganzen Lebens es gab nicht viel Mobilität, auch nicht viel Einkommensmobilität, auch nicht viel regionale Mobilität. Ziemlich einfach. Als ich meine Dissertation schrieb, war ich mit dem deutschen Teil…. ziemlich schnell fertig. Ja!? Einmal für immer!“
Ich weiß nicht, auf welche Statistiken sie sich beruft. 1965 jedenfalls waren nur 50 % in Jobs, die sie gelernt haben, der Rest war in angelernten Arbeiten tätig. Vielleicht hat sich das nach 65 verändert, entsprechende Zahlen konnte ich nicht finden. Aber auch hier gilt, dass schon beim Wechsel von Handwerk (Ausbildung) zur Industrie (Arbeit) Qualifikationen wechseln. Vielleicht hätte sie doch mal in die Fabrik zum Arbeiten und Leute Kennen lernen gehen sollen.

Wir müssen vor allem damit leben können und auch leben lernen, dass es keinen sicheren, in dem Sinne formuliert unbefristeten Arbeitsvertrag mehr gibt. Das ist etwas von gestern.
……Dennoch……
…man sich fragen muss, warum selbst bei den jungen Generationen dieses Sicherheitsbedürfnis so überwiegt und dieses angstvolle Zittern vor Fasen der Selbständigkeit oder der Möglichkeit, was es ja auch gäbe, die Zukunft ein bisschen in die eigene Hand zu nehmen, sich irgendwelche Geschäftsideen auszudenken ….“

Sie ist ganz verzweifelt über den „nicht stattfindenden Bewusstseinswandel“: „Da wollen die einen (Job) fürs Leben, obgleich sie wissen dass es das nicht gibt.“ - Sie wollen etwas, was es nicht gibt.

Dieses Flexibilitätsgeschwätz gab es auch schon 75. Mein Vater hat sich wegen Berufsunfähigkeit zu einer Umschulung verleiten lassen, um dann nach längerer Arbeitslosigkeit unter seinem alten Qualifikations- und Lohnniveau zu landen.

Frau Allmendinger, Präsidentin des WZB, empfiehlt den jungen Menschen Zeitverträge. Ich empfehle ihr für den Rest ihrer Arbeitsphase eine Stelle in einer Großküche. Ich weiß da eine offene Stelle.

Die Nachrichten sind voll mit Gewerkschaftsforderungen: „Wir haben mehr verdient“. Ich denke auch, dass sie mehr verdient haben, als nur mehr Geld, sondern mehr Autonomie, Kultur, Verständnis für die Probleme der Dritten Welt, Rücksicht auf Umwelt, konkrete gesellschaftliche Mitsprache, politische Intervention, weniger Verarschung durch Kapital, Parteien und Gewerkschaften.

Die Radler
Selbst der Wald ist voll von ihnen, Radler mit Kindern hintendrauf, die Schwierigkeiten haben, rechts zu fahren. Leute, die so langsam fahren, dass man sich wundert, dass sie nicht vom Rad fallen.
Aber ist es nicht gut, wenn so viele Leute aufs Rad steigen? Die gleichen Radler verstopfen dann werktags wieder die Straßen, brauchen mehr Geld, um mehr CO2 zu produzieren, Ökoheuchler auf dem Rad.