06.05.07
Abschied in die Altersteilzeit: Wie üblich komme ich in letzter Minute zum Eingang, die Stempeluhr im Auge. Kommt überraschend eine Kollegin mit Blumen durch die Tür. Ich kann mich bei meinem Flug zur Stechuhr nicht mehr bremsen. Überlege mir, ob ich nicht zurück, sie ansprechen, mich von ihr verabschieden soll. Wusste zwar, dass sie mal geht, aber hatte es jetzt nicht erwartet.
Einige Meter weiter, denke ich mir, ich werde sie schon noch mal sehen und drehe mich nicht mehr um. - Jetzt frage ich mich, ob das richtig war. Da arbeitet jemand x Jahre und dann rennen die Kollegen an ihr schnell vorbei. Es war wohl eine offizielle Verabschiedung, aber keiner hat mir davon etwas gesagt. Als Teilzeitkraft zähle ich oft nicht einmal halb.
Damit bleibt in unserer Abteilung nur noch eine echtdeutsche Arbeiterin übrig.
Die verabschiedete Kollegin hatte nicht die sonst eher bissige Miene, sondern war verschüchtert nett, wie ein überraschtes junges Mädchen. Ich hoffe es geht ihr gut beim Überlebensrest.
Eine andere Kollegin, die vor einem Jahr in Frührente ging, hat sich kurze Zeit später umgebracht.
Ausnahmsweise bin ich bei der Arbeit nicht nur mit meiner Eitelkeit beschäftigt und schaue mich um. Mir fällt auf, dass kaum jemand mit dem anderen redet. Selbst die nicht, die bei etwas geringerem Lärmpegel könnten. Meistens ist es ohnehin zu laut. Nur eine Frau mit Opernsängerinnenformat kann sich dann noch verständlich machen.
Einige Meter weiter, denke ich mir, ich werde sie schon noch mal sehen und drehe mich nicht mehr um. - Jetzt frage ich mich, ob das richtig war. Da arbeitet jemand x Jahre und dann rennen die Kollegen an ihr schnell vorbei. Es war wohl eine offizielle Verabschiedung, aber keiner hat mir davon etwas gesagt. Als Teilzeitkraft zähle ich oft nicht einmal halb.
Damit bleibt in unserer Abteilung nur noch eine echtdeutsche Arbeiterin übrig.
Die verabschiedete Kollegin hatte nicht die sonst eher bissige Miene, sondern war verschüchtert nett, wie ein überraschtes junges Mädchen. Ich hoffe es geht ihr gut beim Überlebensrest.
Eine andere Kollegin, die vor einem Jahr in Frührente ging, hat sich kurze Zeit später umgebracht.
Ausnahmsweise bin ich bei der Arbeit nicht nur mit meiner Eitelkeit beschäftigt und schaue mich um. Mir fällt auf, dass kaum jemand mit dem anderen redet. Selbst die nicht, die bei etwas geringerem Lärmpegel könnten. Meistens ist es ohnehin zu laut. Nur eine Frau mit Opernsängerinnenformat kann sich dann noch verständlich machen.
Ein anderer Arbeiter ist so in Gedanken versunken, dass er vor sich hinlächelt, ja sich das Lachen richtig verbieten muss.
Ein junger Mann macht ein Praktikum an einer Maschine. Zuerst habe ich ihn angesprochen, ihm gesagt, er solle doch aktiv werden, dass er nicht nur als billiger Hilfsarbeiter eingesetzt wird, sondern auch andere Bereiche kennen lernt. Aber er war nicht sonderlich interessiert. Arbeitet brav und still vor sich hin. Er wird dann sein Studium machen, von dem er nicht weiß, ob es Chemie oder Wirtschaft sein soll. Wenn ich in den Umkleideraum komme, ist er mit seinem Handy beschäftigt. Es reicht dann noch zu einem Tschüss.
In der letzten Stunde arbeiten gerade noch ungefähr 5 Leute in der Abteilung. Die Arbeitszeiten der Leute sind ziemlich unterschiedlich. Entsprechend lose sind auch die Beziehungen.
Warum kommt eigentlich der Chef in dem Blog so wenig vor? Eigentlich will ich mich über ihn nicht beklagen. Nach 3 Jahren schafft er es immerhin, mich zu grüßen, wenn ich komme. Anfangs habe ich mich immer über sein Verhalten gewundert. Immer wenn ich ihn angesprochen habe, lief er davon. Ich konnte es nicht auf mich beziehen. Das Gute an ihm ist aber, dass er sehr viel abwesend ist – ich weiß nicht wo: Betriebsbesprechungen, Kundenaquisation …? Allerdings, wenn er wieder auftaucht, verbreitet er Hektik. Er rennt hin und her. Mischt sich in die Arbeiten ein, vermittelt das Gefühl, man habe nicht genug gearbeitet. Immerhin, er arbeitet wirklich mit. Aber ich reagiere dann aggressiv, gebe ihm das Gefühl, dass ich auch ohne ihn klar komme, sage das eventuell auch. Und es ist seit einiger Zeit schon bedeutend besser geworden. Er hält sich zurück.
Sein Arbeitsprinzip ist allerdings etwas simpel: alle Maschinen müssen laufen. Das führt zu dem Unsinn, dass die Maschinen laufen, obwohl oft kaum beladen. Was Effektivität, Umwelt, Ressourcen angeht, würde er mit mir als Vorgesetztem in Konflikt kommen.
Man mag mein Denken als arrogant empfinden. Aber der Umgang mit ihm wird dadurch erleichtert, dass ich um fast 20 Jahre älter bin. Daneben ist er etwas geschult in modernem Management, aufmerksameren und weniger autoritärem Umgang mit Arbeitern. Es hält ihn aber nicht davon ab, bei Abteilungsbesprechungen eine Stunde ununterbrochen zu reden, oft mehr als redundant. Hat er Probleme, spricht der die Betreffenden nicht direkt an, sondern redet in die Allgemeinheit. Ich habe erst nach einem Jahr gemerkt, dass er meinte, ich soll auf die ausgehängten Arbeitspläne achten.
Am meisten ärgert mich an ihm, dass ich trotz Versprechungen nicht in den Zeiten eingesetzt werde, die ich will. Er braucht solche eigensinnige Verhaltensweisen, um den Abstand zu uns aufrechtzuerhalten.
Auch sonst denke ich, dass er sich überlegen fühlt:
- da sind seine Beziehungen zu den oberen Chefs
- die Entscheidungsbefugnisse und Drohmöglichkeiten
- die Ausbildung
- die Bezahlung
Mag er am Ende also noch so ein netter Mensch sein, durch seine Funktion und Macht wird Mitmenschlichkeit ruiniert. Man geht ihm besser aus dem Weg.
Ein junger Mann macht ein Praktikum an einer Maschine. Zuerst habe ich ihn angesprochen, ihm gesagt, er solle doch aktiv werden, dass er nicht nur als billiger Hilfsarbeiter eingesetzt wird, sondern auch andere Bereiche kennen lernt. Aber er war nicht sonderlich interessiert. Arbeitet brav und still vor sich hin. Er wird dann sein Studium machen, von dem er nicht weiß, ob es Chemie oder Wirtschaft sein soll. Wenn ich in den Umkleideraum komme, ist er mit seinem Handy beschäftigt. Es reicht dann noch zu einem Tschüss.
In der letzten Stunde arbeiten gerade noch ungefähr 5 Leute in der Abteilung. Die Arbeitszeiten der Leute sind ziemlich unterschiedlich. Entsprechend lose sind auch die Beziehungen.
Warum kommt eigentlich der Chef in dem Blog so wenig vor? Eigentlich will ich mich über ihn nicht beklagen. Nach 3 Jahren schafft er es immerhin, mich zu grüßen, wenn ich komme. Anfangs habe ich mich immer über sein Verhalten gewundert. Immer wenn ich ihn angesprochen habe, lief er davon. Ich konnte es nicht auf mich beziehen. Das Gute an ihm ist aber, dass er sehr viel abwesend ist – ich weiß nicht wo: Betriebsbesprechungen, Kundenaquisation …? Allerdings, wenn er wieder auftaucht, verbreitet er Hektik. Er rennt hin und her. Mischt sich in die Arbeiten ein, vermittelt das Gefühl, man habe nicht genug gearbeitet. Immerhin, er arbeitet wirklich mit. Aber ich reagiere dann aggressiv, gebe ihm das Gefühl, dass ich auch ohne ihn klar komme, sage das eventuell auch. Und es ist seit einiger Zeit schon bedeutend besser geworden. Er hält sich zurück.
Sein Arbeitsprinzip ist allerdings etwas simpel: alle Maschinen müssen laufen. Das führt zu dem Unsinn, dass die Maschinen laufen, obwohl oft kaum beladen. Was Effektivität, Umwelt, Ressourcen angeht, würde er mit mir als Vorgesetztem in Konflikt kommen.
Man mag mein Denken als arrogant empfinden. Aber der Umgang mit ihm wird dadurch erleichtert, dass ich um fast 20 Jahre älter bin. Daneben ist er etwas geschult in modernem Management, aufmerksameren und weniger autoritärem Umgang mit Arbeitern. Es hält ihn aber nicht davon ab, bei Abteilungsbesprechungen eine Stunde ununterbrochen zu reden, oft mehr als redundant. Hat er Probleme, spricht der die Betreffenden nicht direkt an, sondern redet in die Allgemeinheit. Ich habe erst nach einem Jahr gemerkt, dass er meinte, ich soll auf die ausgehängten Arbeitspläne achten.
Am meisten ärgert mich an ihm, dass ich trotz Versprechungen nicht in den Zeiten eingesetzt werde, die ich will. Er braucht solche eigensinnige Verhaltensweisen, um den Abstand zu uns aufrechtzuerhalten.
Auch sonst denke ich, dass er sich überlegen fühlt:
- da sind seine Beziehungen zu den oberen Chefs
- die Entscheidungsbefugnisse und Drohmöglichkeiten
- die Ausbildung
- die Bezahlung
Mag er am Ende also noch so ein netter Mensch sein, durch seine Funktion und Macht wird Mitmenschlichkeit ruiniert. Man geht ihm besser aus dem Weg.
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