14.4.07

8.5.06

Reaktion auf den Streik vorletzten Freitag, ein Brief des Direktors, in dem wir vor einer möglichen Schließung gewarnt werden. Der Streik wäre „lästig“.
Habe mir überlegt, Brief an Betriebsrat, betreffs mangelnder Solidarität, Ausbeuten der Arbeiter und mangelnde Kommunikation zu schreiben. Werde es wohl nicht tun, da ich zu isoliert, oder Bequemlichkeit oder zuviel Hass oder alles zusammen.
Im Kopf ein Brief an den Direktor ungefähr so:
„In der dankenswerterweise uns allen zugänglich gemachten Email drohen Sie den ArbeiterInnen unserer Abteilung die Schließung und unsere betriebsbedingte Kündigung an. Hatte man bis dahin vielleicht glauben können, dass ihr Verhalten bis jetzt Konsequenz einer beruflichen Stellung war, die zu gewissen Loyalitäten zwingt, ein gewisses Verständnisausgelöst - doch drängt sich nach dieser Email der Eindruck auf, dass diese Androhung von Brutalität weit über Loyalitätspflichten hinausgeht, mehr, dass sie einer tiefen, wohl schon familiär geprägten Haltung entspricht, die von dem Recht auf Durchsetzung der Rechte der Mächtigen ausgeht, der Priorität einer Ökonomie des Kostenvorteils über Interessen von Allgemeinheit. Diese Kostenvorteile sind übrigens nur kurzfristig und volkswirtschaftlich nur für eine Minderheit von Vorteil.
Wie Sie wissen, sind unsere Löhne schon seit langer Zeit real nicht mehr gestiegen, - ganz im Gegenteil. Dennoch fordern wir keine Lohnerhöhungen, obwohl wir wissen, dass der gesellschaftliche Reichtum in der gleichen Zeit enorm gewachsen ist. Was wir angesichts der Arbeitslosigkeit verlangen, ist, dass durch eine Arbeitszeitverlängerung nicht noch mehr Menschen arbeitslos werden. Über kurz oder lang wird dies ja die Konsequenz der Arbeitszeitausweitung sein.
Wenn ich mich nicht täusche, haben Sie sich in der Email als „sozial“ eingestuft, weil Sie bis jetzt eine Schließung unserer Abteilung etc. nicht durchgeführt haben, gleichzeitig deuten Sie aber darin an, dass solche „sozialen Überlegungen“ in Zukunft nicht mehr zu gelten brauchen. Nun ja, ein solcher Abschied vom Sozialstaat sollte überlegt sein. Ob es klug ist, mit dem Gedanken daran zu spielen?
Wir wissen natürlich, dass wir verglichen mit anderen Betrieben, sei es hier oder in Polen oder in China, privilegiert sind. Es ist gut zu wissen, wo das Land Ihrer Träume ist."

So redet und schreibt eben der kleine Mann; moralisierend. Appelliert an eine Moral, etwas Gemeinsames, ein Letztes, womit er glaubt, die Herrschenden ein bisschen erpressen oder wenigstens packen zu können, ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen. Damit rechnen, dass sie ein „Gewissen“ haben, oder eine Ersatzform: Image. Habermas würde das „Legitimationsprobleme“ nennen.

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