DGB-Demo gegen Sozialabbau. Weil der Betriebsrat gemeckert hat: Wer da nicht auftaucht, soll auch sonst nicht rummeckern – ich mich auf der falschen Seite zugerechnet fühlen würde, wäre ich nicht dort, bin ich also hin. Die üblichen Rituale: Reden, Zahlen, Parolen, Pfeifen, Fahnen. Nicht schlecht: ein Blasorchester. Luftballone etc. - besser als nichts. Ich hör mir stehend die Reden an: Referate aus den Nachdenkseiten, Zahlen. Ein Jugendvertreter sehr eloquent. Aber auch ein Referat. Wir das Publikum sind ca. 500, vielleicht 10 bis 20 % Frauen. Durchschnittsalter ungefähr 40, die meisten ohne Wohlstandsbäuche.
Auch wenn mir die keynesianische Ideologie (Lohn = Konsum = Wirtschaftsaufschwung) zuwider ist, kann ich öfter Beifall klatschen. Trotzdem gilt: Es geht an den (einkaufenden oder abwesenden) „Massen“ vorbei. Nicht nur weil die meisten zufrieden sind, sie das Gefühl haben, dass für sie – unter anderem auch von den Gewerkschaften – gut gesorgt ist. Es ist auch diese Form der Parteilichkeit, die von ihnen bei solchen Veranstaltungen gefordert wird, eine Parteilichkeit, bei der sie ansonsten einflusslos und passiv bleiben.
Der Referatcharakter der Reden, das Aufzählen von Argumenten und Zahlen, hat seine Wurzeln in der Rede, der Diskussion, des Streits, Streitgesprächs. Aber an wendet sich eine solche Demo? Selbstaufklärung der Teilnehmenden? An die Presse, die solche Argumente gar nicht aufnehmen können, weil sie an ihre Leser und deren Massengeschmack denkt? Dieser Massengeschmack orientiert sich am Spektakulären und an den Abweichungen vom Gewöhnlichen. Oder sollen die lokalen Politiker angesprochen werden? Die werden sich sagen: Eine solche Demo tut uns nicht weh, wir werden die Gewerkschaftlern schon irgendwie zum mit uns Kungeln bringen.
Also am Schluss bleibt als Resultat die Zustimmung zu Argumenten und Forderungen mit dem Gefühl, dass es öffentlich wirkungslos bleibt. Abgesehen davon, dass die Gewerkschaften Präsenz gezeigt haben.
Man vergleiche das einmal mit einer ARD-Meldung von heute:
Auch wenn mir die keynesianische Ideologie (Lohn = Konsum = Wirtschaftsaufschwung) zuwider ist, kann ich öfter Beifall klatschen. Trotzdem gilt: Es geht an den (einkaufenden oder abwesenden) „Massen“ vorbei. Nicht nur weil die meisten zufrieden sind, sie das Gefühl haben, dass für sie – unter anderem auch von den Gewerkschaften – gut gesorgt ist. Es ist auch diese Form der Parteilichkeit, die von ihnen bei solchen Veranstaltungen gefordert wird, eine Parteilichkeit, bei der sie ansonsten einflusslos und passiv bleiben.
Der Referatcharakter der Reden, das Aufzählen von Argumenten und Zahlen, hat seine Wurzeln in der Rede, der Diskussion, des Streits, Streitgesprächs. Aber an wendet sich eine solche Demo? Selbstaufklärung der Teilnehmenden? An die Presse, die solche Argumente gar nicht aufnehmen können, weil sie an ihre Leser und deren Massengeschmack denkt? Dieser Massengeschmack orientiert sich am Spektakulären und an den Abweichungen vom Gewöhnlichen. Oder sollen die lokalen Politiker angesprochen werden? Die werden sich sagen: Eine solche Demo tut uns nicht weh, wir werden die Gewerkschaftlern schon irgendwie zum mit uns Kungeln bringen.
Also am Schluss bleibt als Resultat die Zustimmung zu Argumenten und Forderungen mit dem Gefühl, dass es öffentlich wirkungslos bleibt. Abgesehen davon, dass die Gewerkschaften Präsenz gezeigt haben.
Man vergleiche das einmal mit einer ARD-Meldung von heute:
„Feuerwerk, Licht- und Laser-Show: Die Taufe des Kreuzfahrtschiffes "AIDAdiva" war ein farbenfrohes Spektakel. 350.000 Zuschauer strömten nach Schätzungen der Polizei in den Hamburger Hafen, um bei der Feier für AIDAdiva dabei zu sein. „
Was ist das Problem einer solchen Kundebung?
- Einmal das Problem der mangelnden Integriertheit der Gewerkschaften, d.h. wenig Mitglieder, wenig davon aktiv. Das hängt auch damit zusammen, dass sie zum Wirtschaftsfaktor geworden ist, Tarifverhandlungspartner und sich selber auch so begreift. Sie ist kein Zentrum der Auseinandersetzung mit dem Arbeitsleben unter kapitalistischen Bedingungen.
- Wirtschaft ist nicht als politisches Verhältnis durchschaubar, sondern eine Sache der Konjunktur, Märkte, Geldgrößen usw. Die, die Arbeitsplatz haben, sind froh darüber. Die Gesamtwirtschaft interessiert nicht oder man fühlt sich dagegen ohnmächtig und macht aus diesem Glauben heraus dieses System immer mächtiger.
- Die Menschen haben einen Mangel an sozialer Erfahrung, sie lernen in Schule, Familie, Vereinen das Mitmachen, aber nicht selbständiges Handeln, Initiative. Das gilt zumindest für die meisten abhängig Beschäftigten. In der Konkurrenz mit der Mittelschicht haben sie die Erfahrung gemacht, dass sie in solchen Dingen angreifbar und fehlerhaft sind.
- Aus dieser Erfahrung von mangelnder und fehlender sozialer Kompetenz haben sie sich auf ihr Privatleben zurückgezogen. Öffentlichkeit ist bestimmt durch Ängste und Ressentiments. Politiker macht sich populär, wenn sie sich durch Attacken auf einen Gegner profilieren oder aber (oder beides) ein Bild von Integrität abgeben und den Eindruck machen, dass sie anderen Menschen nicht schaden, sondern nützen wollen.
- Meine Fantasie ist begrenzt. Aber eine solche Kundgebung braucht mehr sinnliche Elemente: Musik, gut lesbare Texte, Bilder, spektakuläre Aktionen. Es muss etwas vermittelt werden. Wenn ich dastehe und eben zuhöre, mache ich nichts. Warum nimmt man sich nicht die lokalen Parteibüros vor? Bestimmte Arbeitgeber? Oder Informationen anders als in einer Rede rüberbringen?
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Warum Gedanken zur Gewerkschaft? Ich war unter anderem 12 Jahre in der IG Bau. Nachdem ich die Branche gewechselt hatte, habe ich dort mit Schrecken gesehen, wie unterschiedlich dort die Tarife waren; Angestelltentarife und Arbeitertarife und davon mindestens 10 verschiedene, kaum zu glaubende Lohnunterschiede. Daraufhin habe ich mich entschieden, nicht mehr einzutreten. Warum soll ich mich für die Besserverdienenden einsetzen?
Die Gewerkschaften sind Teil des kapitalistischen Systems. Ihre Bestrebungen enden in der Sicherung privilegierter Arbeitsplatzbesitzer – das ist nur natürlich. Man kann es ihnen nicht vorwerfen.
Heute angesichts der Globalisierung und des neoliberalen Vormarschs hat sich die Gewerkschaft etwas nach links, globalisierungskritisch politisiert. Aber bis zum Kern der Sache: ökologische Produktion demokratisch organisiert - ist noch ein weiter Weg. Nicht zu glauben, dass sie den gehen.
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