18.4.07

03.04.07
Paul Watzlawick wird als großer Mensch verabschiedet. Natürlich waren wir alle umgeworfen von seiner Analyse des Nichtgesagten. Aber mit seinem Verbot, unglücklich sein zu dürfen, war meine Begeisterung vorbei. Ich entdeckte, dass seine Liebe zu Tricks (z.B. die negative „Verschreibung“) die Bewunderung für das Autoritäre benutzte. Dass hinter seinem Verbot des Unglücklichseins dieser repressive Pragmatismus steht: Alles ist machbar und Du bist an Deinem Elend selber schuld. „’Gibt’s nicht’ gibt’s nicht“ … und wie die Sprüche alle lauten. Wahrheit gibt es auch nicht, es ist ja alles nur ein Spiel – so wie diese letzte ominöse Krankheit, an der er gestorben ist. Das war ja wohl auch nur einer seiner Taschenspielertricks.
Der Pragmatismus ist die Ideologie der Herrschenden. Mit dem Unglück wird auch das Glück abgeschafft. Das Glück ist die Gnade für den Passiven. Es setzt da ein, wo die Umstände nicht mehr von ihm abhängen. Dass man an allem selber schuld sei, ist eine bürgerliche Lüge.
Dass sich die gesellschaftlichen Bedingungen ändern, hängt freilich von dem Bewusstsein einer Verantwortlichkeit ab, aber nicht als Individuum, sondern als Klasse.
Was hätte Watzlawick seinem Fabrikarbeiter gesagt, solle er tun, um seine Lage zu verbessern? Wohl, er solle sich weiterbilden, sich einen anderen Job besorgen, - individuelle Auswege eben. Aber weiterhin würde die Produktion industriell kapitalistisch laufen, die Köpfe der Leute mit dem Gerede individueller Verantwortlichkeit, Entsolidarisierung und privatem Aufstieg zugemüllt.

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