17.4.07

20.02.07

Streit über die Arbeiterklasse. Was wurde schon gestritten über den Begriff, sinniert maßgeblich von Lukacs, der mit Hegelschen Kategorien arbeitet: Die Klasse, die erst durch das Bewusstsein im Laufe der Klassenkämpfe zu dem Begriff von sich selbst kommt. Bei Lukacs über die Partei als Bewusstsein bildende Institution. Dieses Konzept braucht natürlich irgendwo Dogmatik und Orthodoxie. Lukacs hat das konsequent durchgedacht und ist immer wieder im Leninismus gelandet, etwas wider Willen.
Aber diese Wendung zu einer leninistischen Partei muss nicht sein. Hat man ja gesehen, welche grobe und letztlich unmenschliche Vorstellung diese allwissende Partei gegeben hat und wie sie mit ihren Hierarchien, Rechthabereien usw. nur bürgerliche autoritäre Lebenswelt gespiegelt hat.
Dagegen der Spontaneismus, der sich jedes Konzept und Theoriebildung verbietet, und dann letztlich im bewusstlosen und gierigen Konsumismus der Kohlära versumpft. (Auch ich habe derzeit täglich eine Tafel Schokolade verschlungen). Die Schwäche des Spontaneismus ist dessen mangelnde Aufklärung, wie Krahl es formuliert hat, die fehlende Politisierung und der mangelnde gesellschaftliche Diskurs.
Dicke Theorie. Zurück zur Diskussion:

Also die Arbeiterklasse, das wäre ein politisch hoffnungsloses Unterfangen. Man sehe sie sich nur mal an: autoritär, politisch reaktionär, primitiv egozentrisch, durch ihre Konsumgier ökologisch und sozial destruktiv. In der Tat rege ich mich jeden Tag nur über meine Kollegen auf, - kenne die Gefühle der grünen Mittelschichtpädagogen.
Aber -so argumentiere ich vielleicht etwas schwach - man muss den Leuten erst einmal ein Gefühl für ihre Rechte geben, ihre Verantwortung, indem sie Recht auf Mitsprache, Demokratie erhalten, indem sie in Schule, Betrieb und Öffentlichkeit nicht mehr kleingemacht werden.

Irgendwo komme ich da aber in Argumentationsnotstand: Wer entwickelt dieses politische Programm der Demokratisierung. Es sind doch wieder Leute wie ich: vollgefüllt mit Mittelschichtsideologien wie Christlichkeit, Demokratie, Gleichberechtigung. Leute, die diese Wort Demokratie, hineingeworfen in das Volk wie Karnevalsbonbons um gute Laune und Loyalität zu erzeugen, doch nur ausnützen wollen für Zwecke, die so doch nicht gemeint waren. (Ich habe gehört, dass einer meiner Meisterdenker, Graf Horkheimer, für den Vietnamkrieg war. Also er konnte sich nicht vorstellen, dass die Vietnamesen über sich selbst entscheiden können, hat in ihnen nur koloniale Untermenschen des Kommunismus, Stalinisten gesehen, die man rechtlos abschlachten kann. Genauso verhalten sich viele Linke, wenn sie von Arbeiterklasse reden.)

Rede ich mich schon wieder aus dem Elend der tatsächlichen Arbeiterklasse heraus?
Ich seh das Elend.
Und kann es ja nachvollziehen, wenn die Mittelschichtler sagen: da ist niemand, der sich hier im Kapitalismus anders als kapitalistisch verhält, da ist keine Hoffnung auf etwas Anderes. Und denke auch manchmal: Lebe Dein Leben, vergiss den Mist um Dich herum. – Ja, ja. Aber das sollte mich doch nicht hindern, die Wahrheit zu sagen: Euer Wirtschaftssystem, das ist bewusstlose Bereicherung, das ist Zerstörung von Umwelt und Zusammenleben. Eure Gesellschaft, in Öffentlichkeit, Betrieben und Schulen, das ist Bevormundung, das ist keine Demokratie. Das zu sagen, unterscheidet mich von der Mittelklasse.

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