14.4.07

20.1.06

Dämonisierung des Gegners, warum so wenig positive Utopie, warum immer nur Apokalypse?
Die Linke lebt auch heute, wie die ganzen Blogs etc. zeigen, im Wesentlichen von der Kritik des „Gegners“ in allen Varianten. Eine Selbstreflexion darüber, warum der „Gegner“ so erfolgreich ist, findet nicht sichtbar statt. Schlägt man nur lange genug auf den Feind ein, dann wird man zum Sieger, kommt der politische Erfolg. Hat der Feind auch noch gute, nicht abstreitbare Seiten, ist man ganz verloren. Der Gegner ist schlecht als Mensch, oder moralisch oder herkunftmäßig oder klassenmäßig. Ich muss bekennen, dass auch ich diese Feindschaften liebe.

Meine Lieblingsfeinde sind die 68er. Heute im DLF eine Diskussion über ihr Altern. Ach je, ach je ...; das wäre zu vertiefen.

Eine Frage dazu: Was ist aus den Radikaldemokraten der 68ern geworden? Hypothesen:
- nur wenige waren wirklich demokratisch orientiert, die Mehrzahl der Linksradikalen waren an der „Diktatur des Proletariats“ orientiert, also Leninisten. Sowohl die ML´er, als auch die DKP´ler.
- die Rätekommunisten, etwa von „Die soziale Revolution ist keine Parteisache“, was ist aus ihnen geworden? Ich weiß nicht, müsste man mal nachforschen.
- ein Teil ist vielleicht zynisch geworden, sie sagen: wir haben alle Voraussetzungen für eine Volksbewegung geschaffen, aber die Leute lieben ihre Ruhe, Sicherheit, die Verlässlichkeit ihrer Unterdrücker, gehören sogar, wenn sie als Lehrmeister, Eltern, Lehrer usw. in diese Position kommen, gerne selber dazu.
-ein anderer Teil ist zum Fürsprecher und Anwalt des Volkes geworden: als Sozialarbeiter, Journalist usw. - freilich ohne dabei zu diesem Volk zu gehören, und schon gar nicht zu dessen miesesten Teil. Sozialtechnokraten, ohne je die Emanzipation ihrer Klienten im Auge zu haben. Manche sind die in die Dritte Welt, und heute bei DED etc. Ein trauriges Ende.
- Ein anderer Teil pflegt heute wohl Elitegedanken: „Toll, was wir für die BRD erreicht haben.“ Es braucht eine demokratisch denkende Elite, dass die Menschen nicht rechtsradikal werden, denn potenziell sind sie das ja. Nur eine stabile liberale Mittelschicht garantiert Antifaschismus, Menschenrechte usw. Und wir setzen uns für eine liberale Republik ein, wo - im Gegensatz etwa zum Adenauerstaat - jeder frei tun und lassen kann, was er will.
- Multikulti. Eine schöne Variante dabei: Man sieht die Widersprüche, wie niemand mehr körperlich arbeiten will, man geht ein paar Jahre ans Band, „solidarisiert“ sich mit den Emigranten („Arbeitsemigranten“) und treibt dabei das Projekt: „Körperliche Arbeit für die Dritte Welt aber nicht für uns“, für uns die Spaß- und Konsumgesellschaft, die Individualisierung und Differenzierung, weiter voran.

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