Die taz berichtet von einem Lehrer, der mit 59 nach 35 Jahren Hauptschule in Berlin aufgibt. Er „wollte den Kindern etwas beibringen, die am ärmsten dran sind“.
Sympathisch wirkt sein Versuch, sich mit den Underdogs zu befassen, ihre ganzen Störversuche in Kauf zu nehmen und sich mit ihren Problemen auf einer menschlichen Ebene zu befassen. Dabei wird ihm klar, dass der linke Multikultikult heuchlerisch ist, dass entgegen der linksliberalen Ideologie gesellschaftliche Überlebensfähigkeit eines Menschen von einer Familie abhängt, die im bürgerlichen Sinne funktioniert.
Doch nachdem er nun clever mit Burnout (und damit gut gesicherter und nicht durch eine mögliche Altersteilzeit reduzierte Rente) aussteigt, stelle ich doch die Frage, inwieweit Schule als linkes Projekt überhaupt möglich sein kann. Schule innerhalb eines linken Projekts sollte sein:
- demokratische Schule. Das bedeutet, Beziehungen herstellen, Äußerung von Interessen ermöglichen, demokratische Abstimmung. Prüfungen müssen extern, Unterricht von Benotung getrennt sein.
- ohne Schulpflicht. Das dürfte als eine gefährliche Utopie erscheinen, mit der Konsequenz von faulen, asozialen Analphabeten. Übergangsweise läuft die Demokratisierung aber zumindest über Wahlmöglichkeiten, Projekte etc. Die Tour über die Staatsautorität, die auch dieser Lehrer eingeschlagen hat, geht nicht. Wie soll er als Beamter ernst genommen werden können?
- positives Klassenbewusstsein. Schule soll nicht primär Über- und Unterlegenheitsgefühl, sondern Fähigkeiten vermitteln. Das Bewusstsein von Klassengesellschaft, ihren Mechanismen der Ausgrenzung und Unterdrückung ist essentiell. Zum Klassenbewusstsein gehört das Bewusstsein von der historischen Niederlage der Arbeiterklasse. Die Alternative liegt nicht in Siegparolen, Suche nach individuellem Vorsprung, sondern im intelligenten Umgang mit der Frustration
- Lehrer sind nicht linke Caritas, brauchen keinen „DemVolkeDienen“-Komplex, auch Helfersyndrom genannt. Das ist nur Kehrseite von Herablassung und Herrschaft.
Ich selber hatte die Option, Lehrer zu werden. Blauäugig wie ich war, wurde mir bald klargemacht, dass „Lehren“ eine Form der Herrschaft ist. Während ich als Schüler die Aussicht hatte, durch die Schule an dieser Herrschaft zu partizipieren, war Schule für andere (meine Schüler) eine Möglichkeit, nicht um der „Macht“ zu widerstehen, sondern sie scheinbar - in einer oft blödsinnigen und niederträchtigen Form – selbst zu übernehmen. Ich habe nach Lehrern gesucht, die mit ihren demokratischen Vorstellungen ähnlich gescheitert sind, aber der Typ des „guten Lehrers“ hat die Szene beherrscht. Der „gute Lehrer“ begeistert die Klasse mit seiner Persönlichkeit, er hat die Klasse im „Griff“. Genauso wie er eine individuelle Lösung auf die Legitimationsprobleme der Schule ist (Zwang kontra Demokratie), so kann er seinen Schülern auch nur individuelle Lösungen anbieten.
Ich jedenfalls kam zur Erkenntnis, dass Schule als linkes Projekt nicht möglich ist. Bitter war, meine eigenen Kinder in diesen Laden schicken zu müssen, sie zu absurden und sinnlosen Dingen drängen zu müssen. Was ich dabei an Lehrertypen so kennen gelernt habe, ist entmutigend und macht misanthropisch:
- die Grundschullehrerin, mit der ich und mein Sohn es 4 Jahre lang zu tun hatte
- der Lehrer, der stolz von seiner Menschenkenntnis erzählt, wie er von Beginn an weiß, wie der Schüler abschließen wird,
- die Lehrer, deren Unterricht daraus besteht, dünne Sätzchen von der Tafel abschreiben zu lassen
- die Lehrer, die monatelang zur Korrektur von Arbeiten brauchen – eben faule Säcke
- die Lehrer ohne Fachwissen, aber sehr, sehr viel Selbstbewusstsein
- der Lehrer, der in einer halben Stunde die Trigonometrie einführt, die restliche Zeit Erzählungen über seine Autos, womit er zu den „guten“ Lehrern zählt.
- die Lehrer, die viele Tests schreiben lassen, ohne aus deren fatalen Ergebnisse Konsequenzen ziehen
- viele Lehrer lassen die Klassenarbeiten in den letzten Wochen vor den Ferien, Zeugnissen schreiben
- schon in den ersten Grundschulklassen werden Klassenarbeiten geschrieben. Während ich meine ersten Klassenarbeiten in der vierten Grundschulklasse geschrieben habe – weiß der Teufel, wie die Noten vorher zustande kamen – soll heute der Selektionsdruck die bei mir noch üblichen Schläge ersetzen. Der geheuchelten Menschenfreundlichkeit antworten die so Disqualifizierten mit Zynismus.
Sympathisch wirkt sein Versuch, sich mit den Underdogs zu befassen, ihre ganzen Störversuche in Kauf zu nehmen und sich mit ihren Problemen auf einer menschlichen Ebene zu befassen. Dabei wird ihm klar, dass der linke Multikultikult heuchlerisch ist, dass entgegen der linksliberalen Ideologie gesellschaftliche Überlebensfähigkeit eines Menschen von einer Familie abhängt, die im bürgerlichen Sinne funktioniert.
Doch nachdem er nun clever mit Burnout (und damit gut gesicherter und nicht durch eine mögliche Altersteilzeit reduzierte Rente) aussteigt, stelle ich doch die Frage, inwieweit Schule als linkes Projekt überhaupt möglich sein kann. Schule innerhalb eines linken Projekts sollte sein:
- demokratische Schule. Das bedeutet, Beziehungen herstellen, Äußerung von Interessen ermöglichen, demokratische Abstimmung. Prüfungen müssen extern, Unterricht von Benotung getrennt sein.
- ohne Schulpflicht. Das dürfte als eine gefährliche Utopie erscheinen, mit der Konsequenz von faulen, asozialen Analphabeten. Übergangsweise läuft die Demokratisierung aber zumindest über Wahlmöglichkeiten, Projekte etc. Die Tour über die Staatsautorität, die auch dieser Lehrer eingeschlagen hat, geht nicht. Wie soll er als Beamter ernst genommen werden können?
- positives Klassenbewusstsein. Schule soll nicht primär Über- und Unterlegenheitsgefühl, sondern Fähigkeiten vermitteln. Das Bewusstsein von Klassengesellschaft, ihren Mechanismen der Ausgrenzung und Unterdrückung ist essentiell. Zum Klassenbewusstsein gehört das Bewusstsein von der historischen Niederlage der Arbeiterklasse. Die Alternative liegt nicht in Siegparolen, Suche nach individuellem Vorsprung, sondern im intelligenten Umgang mit der Frustration
- Lehrer sind nicht linke Caritas, brauchen keinen „DemVolkeDienen“-Komplex, auch Helfersyndrom genannt. Das ist nur Kehrseite von Herablassung und Herrschaft.
Ich selber hatte die Option, Lehrer zu werden. Blauäugig wie ich war, wurde mir bald klargemacht, dass „Lehren“ eine Form der Herrschaft ist. Während ich als Schüler die Aussicht hatte, durch die Schule an dieser Herrschaft zu partizipieren, war Schule für andere (meine Schüler) eine Möglichkeit, nicht um der „Macht“ zu widerstehen, sondern sie scheinbar - in einer oft blödsinnigen und niederträchtigen Form – selbst zu übernehmen. Ich habe nach Lehrern gesucht, die mit ihren demokratischen Vorstellungen ähnlich gescheitert sind, aber der Typ des „guten Lehrers“ hat die Szene beherrscht. Der „gute Lehrer“ begeistert die Klasse mit seiner Persönlichkeit, er hat die Klasse im „Griff“. Genauso wie er eine individuelle Lösung auf die Legitimationsprobleme der Schule ist (Zwang kontra Demokratie), so kann er seinen Schülern auch nur individuelle Lösungen anbieten.
Ich jedenfalls kam zur Erkenntnis, dass Schule als linkes Projekt nicht möglich ist. Bitter war, meine eigenen Kinder in diesen Laden schicken zu müssen, sie zu absurden und sinnlosen Dingen drängen zu müssen. Was ich dabei an Lehrertypen so kennen gelernt habe, ist entmutigend und macht misanthropisch:
- die Grundschullehrerin, mit der ich und mein Sohn es 4 Jahre lang zu tun hatte
- der Lehrer, der stolz von seiner Menschenkenntnis erzählt, wie er von Beginn an weiß, wie der Schüler abschließen wird,
- die Lehrer, deren Unterricht daraus besteht, dünne Sätzchen von der Tafel abschreiben zu lassen
- die Lehrer, die monatelang zur Korrektur von Arbeiten brauchen – eben faule Säcke
- die Lehrer ohne Fachwissen, aber sehr, sehr viel Selbstbewusstsein
- der Lehrer, der in einer halben Stunde die Trigonometrie einführt, die restliche Zeit Erzählungen über seine Autos, womit er zu den „guten“ Lehrern zählt.
- die Lehrer, die viele Tests schreiben lassen, ohne aus deren fatalen Ergebnisse Konsequenzen ziehen
- viele Lehrer lassen die Klassenarbeiten in den letzten Wochen vor den Ferien, Zeugnissen schreiben
- schon in den ersten Grundschulklassen werden Klassenarbeiten geschrieben. Während ich meine ersten Klassenarbeiten in der vierten Grundschulklasse geschrieben habe – weiß der Teufel, wie die Noten vorher zustande kamen – soll heute der Selektionsdruck die bei mir noch üblichen Schläge ersetzen. Der geheuchelten Menschenfreundlichkeit antworten die so Disqualifizierten mit Zynismus.