31.7.07

Ponto vor 30 Jahren

Gestern wieder mal Erinnerungstag. Ich muss aus dem schmierigen Geschreibe von Th. Schmidt zitieren: „Tragik …nüchtern, prinzipienfest und freiheitlich …ruhige Bürgerlichkeit…Selbstaufklärung…kollegial…unauffällig…klassischer Liberaler…Kant …(einer der) Architekten des besten deutschen Staats, den es je auf deutschem Boden gab.“
Da ist die Bürgerlichkeit der Neuen Linken auf ihren dümmsten Begriff bekommen, personifiziert mit postmodernem Zombiegesicht, Fett und Krawatte. Kein Bruch, keine Ambivalenz, widerspruchsfrei. Journalismus als Begleitschmiere für die Kapitalvermehrung, angelegt schon in der „Autonomie“.

Am Abend erschöpft ans TV. Eine 3sat-Diskussion von 4 deutschen Kulturrepräsentanten, die irgendwelche dummen Klischees über die 68er zusammensuchen. Ekelhaft.

Dann eine der voyeuristischen Schulddiskussionen im Hessischen Fernsehen mit Plottnitz, Astrid Proll, H.J.Klein. Ein paar wenige empirische Lichtblicke. Aber mit Moderatoren, die überheblich ohne jeden Einblick in die Ambivalenz der Sache moralisieren. Die Raf ein abgehaktes Verbrechen. Das Publikum schaut blöde drein und hat mit seinem Konsumniveau kein Problem, ganze Völker indifferent verrecken zu lassen.
Die Raf, primär eine konkurrierende Fraktion der bürgerlichen Öffentlichkeit und ihrer dramatisierenden Eitelkeit, hatte dagegen doch proletarische Züge: da waren die befreiten Erziehungsheime, die gewalttätige Wut, die jeder kennt, der an die Klassenfront gerät. Die von ihr verursachten Tode und Selbstmorde, haben nur die Erstarrtheit der Verhältnisse reproduziert, nicht neue Möglichkeiten geschaffen. Aber im Negativen haben sie vielleicht mehr Wahrheit als das Gesülze equilibrierter Persönlichkeiten.
Fett soll teurer werden. Wir da unten werden unsere Gürtel enger schnallen müssen. Es wird uns gut tun.

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