7.8.07

R. Hilberg, Arendt und Moral


Wenn man die deutschen Nachrufe auf seinen Tod liest, so muss er für die Deutschen ein sehr angenehmer Holocaustforscher gewesen sein. Sein österreichischer Akzent, diese Betonung der Bürokratie, die Ableitung aus den Akten, nicht aus den perversen Gefühlen abscheulicher Deutscher.
Und mit Hannah Arendt dürfen sich die Deutschen mit ihrer Banalität entschuldigen lassen.
Da waren die Fahrpläne, an die sich die Zugführer in ihrer Pflichterfüllung gehalten haben, - der Holocaust war nicht von an Anfang an gewollt, es hat sich ergeben. Das Böse hat kein Gesicht, es kann das Gesicht jedes Menschen annehmen.
Zu Recht und Unrecht ist dagegen Kritik formuliert worden. In der Bürokratie macht jeder seinen Job, wie von oben verlangt, rational ohne menschlich missleitende Gefühle. Es ist eine der von Elias so gelobten Zivilisationserrungenschaft. Ohne diese Bürokratie wäre eine modern funktionierende Gesellschaft nicht denkbar.
Doch hätte hier die Kritik Hilbergs offensiv weitergehen sollen. Seine Kritik oder Ratlosigkeit hat in der Kühle der Analyse, einer leichten Ironie negativ durchgescheint.
Die Bürokratie setzt das Funktionieren der Individuen und ihre Unterwerfungsbereitschaft darunter voraus, wie sie die Bomberflieger in der Flugzeugkanzel, die Lokomotivführer, die Ersteigerer, die Schnäppchenmacher, die Autofahrer besitzen. Um in diesen Status der Unmenschlichkeit, der sozialen Maschinerie und Mechanik anzukommen, gibt es in jedem Leben eine Geschichte. Eine Geschichte des Abbruchs von Gefühlen für andere Menschen.Diese Geschichte zu schreiben, vielleicht eine kollektive deutsche, wäre vielleicht relevanter als die einer von Faschisten benutzten Bürokratie.

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