11.8.07

IG METALL AUSWEGLOS VERSTRICKT

Die IG Metall galt in den 60er-Jahren als Bastion der Linken, unterstützte den SDS finanziell. Heute ist sie durch ihre Exportkraft – 45% aller Autos werden exportiert, 10 % der Gesamtexporte -, die durch sie gebildete Arbeiterhierarchie, die ihre umweltkriminellen Produkte zum Zentrum der Korruption geworden. Kein Zufall die VW-Betriebsratsaffäre, Steinkühler im Korruptionskartell, und Riester als einer der höchst nebenverdienenden Bundestagsabgeordneten. Die Arbeiter bei Opel, VW, Mercedes stehen zwar unter Druck, aber im Verhältnis zu denen der Zulieferer, sind sie privilegiert. Alte Geschichte und noch kein Grund zu jammern. Doch es geht um die öffentliche Bilder, die daraus produziert werden: der Arbeiter, der Malocher am Band, der Autos produziert, der ganze Käse von Monotonie, kleine private Ecken, gruselige Arbeitsromantik. Arbeiterelite. De facto ein verfettetes und sprachunfähiges Klientel, Objekt ihrer Patrone von Gewerkschaften und Betriebsräten. Bodenhaltung. Pfeifen und Sprüche beklatschen.
Mit dem Autokult wird Politik gemacht: freie Fahrt für freie Bürger. Umwelt, Vernunft, Ökonomie interessiert nicht. Der Globalisierungsgewinn Deutschlands beruht zum größten Teil auf dieser Autoindustrie, ohne dass die IG Metal dazu Distanz erkennen lässt. Es wird ihr nie in den Sinn kommen. Lieber Indianerprojekte im brasilianischen Regenwald.
Das Auto ein Teil der 68er-Bewegung, die Bürofraktion des SDS, die im Mercedes rumfährt, diese Idioten von Entebbe, Corbuccifans. Später die Motorräder. Welchen revolutionären Gehalt hat das gehabt? Power, Bewegung, Schlägerei, Randale, „Widerstand“, Knarre? Auto als Basis sexueller Potenz und Beziehungen, Unterstreichung revolutionärer Phraseologie?

Man stelle sich vor: die Arbeiter auf dem Weg zur Arbeit in Bus, Bahn und Straßenbahn. Dieses Erlebnis von individueller Unterordnung und kollektiver Ohnmacht gegenüber Fahrplänen, Fahrzeugführern und Zeitverbrauch. Das Leben würde vielleicht einen Sinn verlieren, vielleicht aber einen anderen sich suchen müssen.
Man muss das Auto innerhalb der faschistischen Geschichte erfassen. Da dürfen sich die Arbeiter bis 1914 als geistig und körperlich Arbeitende verstehen, als Subjekte eines produktiven Prozesses und sie machen endlich – nach vielen Kompromissen – die Revolution 1918. Dann werden sie politisch und ökonomisch zermürbt durch die deutsche Rechte, die Inflation, Weltwirtschaftskrise. Der Faschismus richtet den geschundenen Arbeiterkörper wieder auf durch seine Paraden, den Massensport, die Militarisierung, Perspektiven einer umfassenden Motorisierung, die Militärtechnologie, das arme Ich bekommt Gewehr, Krad und Panzer. Am Ende des Krieges physisch und moralisch zerstörte Männer. Der Aufbau geht in die Wiederherstellung des beschädigten Arbeiters, zuerst das Fressen, dann das Auto. Sein Panzer ersetzt den faschistischen Charakterpanzer, lässt darunter individuelle Freiheiten zu, ersetzt aber auch die beschädigte Identität, tröstet weg über Bedeutungslosigkeit, Ohnmacht. Die gesellschaftliche Gewalt im Faschismus nur identifikatorisch angeeignet, wird im Auto zur real vollziehbaren. Die Zahl der Toten könnte der eines Bürgerkriegs entsprechen.
Unkontrollierte Triebimpulse, ein phantasiertes Selbstbild – wie sie im Autofahren durchscheinen – gehören eher zu Pubertierenden. Sie werden von der Werbung gerne bedient: der Adler, der Tiger usw. - Ein Reifeprozess ist nicht abgeschlossen, Grenzen werden nicht erkannt: Ein Leben auf einer Ausbeutung fremder Energiequellen ist langfristig unmöglich und unehrlich, eine vorübergehende Show. Konkurrenz ist keine soziale Lebensform erwachsener Menschen, aber ein Existenzzwang in einer Gesellschaft, in der potentiell alles bedroht ist.
Derzeit betreibt die Gewerkschaft der Lokomotivführer, angeführt von einem Autonarr Schell, zusammen mit den neoliberalen Privatisierern die Zerstörung des öffentlichen Verkehrs. Ein objektivierend schwätzender O. Negt
kommentiert das anscheinend kenntnisreich, ohne auf diesen Prozess der Zerstörung von Öffentlichkeit auch nur mit einem Wort Bezug zu nehmen.

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