12.7.07

ENDE EINER "WORKING POOR"


Ich habe am 29.04.07 über eine Frau geschrieben, eine "working poor", von deren Geld sich Sohn und Exmann bedient haben. Vor ca. 2 Wochen kommt sie – 52 Jahre alt und starke Raucherin – mit einer Lungenentzündung in die Intensivstation, wird dort wieder entlassen und stirbt nach wenigen Tagen.
Jetzt soll sie verbrannt werden. Bei der Aussegnung sind dabei: Sohn, Exmann, seine Mutter, ihre Finanzbetreuerin, die die „Feier“ organisiert hat, und jemand von ihrem Arbeitsplatz. Bis auf die letzten beiden keine Blumen. Die Finanzbetreuerin hat einen Pfarrer organisiert, der sie aber nie gesehen hat. Ein paar Worte, ein Vaterunser. Ihre Schwester fehlt. Der Chef der Firma, ihre Betreuerin und ihre Sozialarbeiterin haben auch keine Zeit, obwohl sie ihr Geld mit solchen Menschen verdienen. Und das nicht schlecht. Sie werden aber Zeit haben, ihre Akte zu füllen.

Sterben ist Privatsache. In der verfassten Gesellschaft hat der Tod der Bürger, abgesehen von dem ihrer höchsten Repräsentanten, keinen Platz. Es ist desorganisierte Verantwortungslosigkeit und Gleichgültigkeit. Statt von den Toten panisch wegzurennen, würde es einer verantwortlichen Gesellschaft anstehen, an ihr eigenes Schicksal zu denken.



DER CHEF FEIERT GEBURTSTAG
Der Chef lädt zu einer Geburtstagsfeier ein, als hätte er geahnt, was für ein Geschenk er bekommt. Aber zu einer Zeit, bei der ich nicht da bin. Wunderbar, ein Problem weniger für mich.
Der Vorarbeiter spricht mich an. Ob ich es schon mitbekommen hätte. – Ja, ja. –Er will etwas erzählen. Er wäre auch nicht da. Würde Urlaub nehmen. Die Frauen wären zu ihm gekommen, hätten 10 € verlangt, er hätte sich geweigert.
Ich bin überrascht. Ich hätte von ihm nicht soviel Courage erwartet.
Dann am Geburtstag sind gerade 2 Männer da. Die anderen haben Urlaub genommen, ich fange erst später an.
Beim Betriebsausflug haben zwei mitgemacht. Die anderen sparen sich die 25 €. Der Betriebsausflug wird vom Betriebsrat organisiert - Attac-Mitglied.

Interessant, wie versucht wird, das Lohnarbeitsverhältnis zu familialisieren. Das hat mich zu dem nächsten Thema veranlasst: Individualisierung und Zugehörigkeit und die Rolle des Christentums.

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