Da hat einer eine neue Biografie über A. Mitscherlich geschrieben. Mitscherlich war, ich muss es gestehen, einer meiner Autoritäten um 67. Und in dieser Biografie kommt nun heraus:
- Mitscherlich war in dem Kreis um Ernst Jünger, dem Rechtsintellektuellen schlechthin (so Kleinspehn im DLF, der auch Schwachsinn über Weizsäcker reproduziert). Das ist nicht ganz richtig, denn Mitscherlich war wohl über Niekisch in Kontakt mit ihm und hat sich nach 45 deutlich von ihm distanziert.
- Mitscherlich schreibt 43, es wäre beunruhigend, dass „nun noch Individuen auf(wachsen), die überhaupt ihre Existenz der Anstrengung, Leben um jeden Preis, verdanken“.
- Mitscherlich gehört seit … dem „nationalbolschewistischen“ Kreis um Niekisch an und wird in diesem Zusammenhang 1937 verhaftet (übrigens auch schon 33). Der Nationalbolschewismus war ein Programm eines linken nationalen Sozialismus im Bündnis mit der Sowjetunion. Seine Geschichte beginnt mit der Rätebewegung. Niekisch kam von der SPD, USPD, Münchner Räteregierung (deswegen Festungshaft), wollte rechte und linke Arbeiter zusammenführen, wurde aber von den Nazis 39 zu Zuchthaus verurteilt.
Für unsere Schmalspurgeschichtler – Dehli ist 71 geboren - mit ihren Scheuklappen rechts und links, gute Schüler des Mythos, Rechts und Links hätten die Weimarer „Demokratie“ zerstört, stellt sich der Begriff des „Nationalbolschewismus“ als Inbegriff des Bösen dar. Die gleiche Dummheit reproduziert sich in den verschiedenen Rezensionen. Es sieht aus, als würden die Söhne jener Ärzte wieder die Macht übernehmen, die die Verbreitung der Schrift von Mitscherlich über die Nazimedizin verhindert haben. Die gleichen, die einen Vitalismus ohne Gewissen und soziale Verantwortung propagieren.
Natürlich war Mitscherlich durch und durch bürgerlich. Sein Wahrheitskriterium war der Diskurs der Elite, nicht soziale Gerechtigkeit. Das Individuum und seine Stärke stehen im Vordergrund seiner Überlegungen, nicht die Autonomie einer Klasse. Seine Schriften sind orthodox und wenig empirisch. Für seine Studenten hat er sich zu wenig engagiert. Trotzdem rechne ich ihm hoch an:
- er hat eine psychosomatische Medizin begründet (Medizin ohne Psyche ist Veterinärmedizin) (seine Arbeiten über Magengeschwüre sind inzwischen obsolet)
- er hat Freud in der Nachkriegszeit bekannt gemacht
- er hat während der Studentenbewegung neue Modelle von Wissensvermittlung versucht
- er hat eine Diskussion über Städtebau angeregt
- er hat die Psychologie der Massen zum Thema gemacht.
- Mitscherlich war in dem Kreis um Ernst Jünger, dem Rechtsintellektuellen schlechthin (so Kleinspehn im DLF, der auch Schwachsinn über Weizsäcker reproduziert). Das ist nicht ganz richtig, denn Mitscherlich war wohl über Niekisch in Kontakt mit ihm und hat sich nach 45 deutlich von ihm distanziert.
- Mitscherlich schreibt 43, es wäre beunruhigend, dass „nun noch Individuen auf(wachsen), die überhaupt ihre Existenz der Anstrengung, Leben um jeden Preis, verdanken“.
- Mitscherlich gehört seit … dem „nationalbolschewistischen“ Kreis um Niekisch an und wird in diesem Zusammenhang 1937 verhaftet (übrigens auch schon 33). Der Nationalbolschewismus war ein Programm eines linken nationalen Sozialismus im Bündnis mit der Sowjetunion. Seine Geschichte beginnt mit der Rätebewegung. Niekisch kam von der SPD, USPD, Münchner Räteregierung (deswegen Festungshaft), wollte rechte und linke Arbeiter zusammenführen, wurde aber von den Nazis 39 zu Zuchthaus verurteilt.
Für unsere Schmalspurgeschichtler – Dehli ist 71 geboren - mit ihren Scheuklappen rechts und links, gute Schüler des Mythos, Rechts und Links hätten die Weimarer „Demokratie“ zerstört, stellt sich der Begriff des „Nationalbolschewismus“ als Inbegriff des Bösen dar. Die gleiche Dummheit reproduziert sich in den verschiedenen Rezensionen. Es sieht aus, als würden die Söhne jener Ärzte wieder die Macht übernehmen, die die Verbreitung der Schrift von Mitscherlich über die Nazimedizin verhindert haben. Die gleichen, die einen Vitalismus ohne Gewissen und soziale Verantwortung propagieren.
Natürlich war Mitscherlich durch und durch bürgerlich. Sein Wahrheitskriterium war der Diskurs der Elite, nicht soziale Gerechtigkeit. Das Individuum und seine Stärke stehen im Vordergrund seiner Überlegungen, nicht die Autonomie einer Klasse. Seine Schriften sind orthodox und wenig empirisch. Für seine Studenten hat er sich zu wenig engagiert. Trotzdem rechne ich ihm hoch an:
- er hat eine psychosomatische Medizin begründet (Medizin ohne Psyche ist Veterinärmedizin) (seine Arbeiten über Magengeschwüre sind inzwischen obsolet)
- er hat Freud in der Nachkriegszeit bekannt gemacht
- er hat während der Studentenbewegung neue Modelle von Wissensvermittlung versucht
- er hat eine Diskussion über Städtebau angeregt
- er hat die Psychologie der Massen zum Thema gemacht.
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