7.4.08

LINKS GELÖSCHT

Zuerst die „Junge Welt“. – Was hier an Blödsinn über Mugabe und Tsvangirai geschrieben wurde, zeigt, dass hier immer noch die alten Kämpfer am Werk sind: alte Konfrontationen ohne Rücksicht auf menschliche Werte und Rechte, eben Stalinismus. Es gibt zwar gewichtige Argumente gegen Tsvangirai – etwa ein fehlendes Programm, das die Autonomie wiederherstellt ohne die alten kolonialen Wirtschaftsstrukturen wiederzubeleben – aber ihn nur als Agenten von Großbritannien darzustellen, ist destruktive und dümmliche Polemik. Offensichtlich sind die faschistischen Beerhallveteranen, die sich jetzt wieder breit machen wollen, ihre politischen Anverwandten.
Dann der SpiegelOnline. Bedauerlicherweise werde ich damit auf einigen politischen Klatsch verzichten müssen; vor allem werde ich nun nicht mehr sehen können, wie die Gehirnreste der deutschen „Intelligentsia“ mit neoliberalen Ressentiments blödgeknetet werden, dem Ethnozentrismus der Erfolgreichen. Dafür brauche ich mich über die Ersetzung von Diskussion und Argumentation durch polemische Anmache nicht mehr zu ärgern.
Aber klinkt man sich da nicht auf wichtigen „Diskussionszusammenhängen“ aus und begibt sich ins Sektierertum?
Warum soll man aber immer auf die halblinke Intelligentsia, bzw. auf die lautstärkste Fraktion des Bürgertums starren?
Man sieht, dass man bewusst oder unbewusst großen Respekt vor dieser Medienmacht hat. Dagegen helfen all die guten Argumente nicht, die man sich als politisch-philosophischer Heimwerker mühsam zusammenbastelt. Denn sie haben ja Kapital und Macht und damit in der Hand, was „Realität“ ist.
Manchmal oder oft, wenn ich an linke Ohnmacht denke, fällt mir nur die Vision ein, wie alles zusammenbricht, Bilder wie in manchen von Romanen Doris Lessing.
Aber das ist zu kurz gedacht. Wo immer es Elemente von Krisenhaftigkeit gibt, etwa Finanzsystem, Energie, gesellschaftliche Moral, internationale Beziehungen, gibt es doch für den Kapitalismus ein enormes Reservoir an Lösungsmöglichkeiten, die gerade durch die Krise seine immanenten Methoden unterstützen und ihn sogar noch expandieren lassen. Das wären Wissenschaft, Technik, bürgerliche Medien, die Macht der Gewohnheit, der Individualismus der Menschen, die individuelle Bedürftigkeit und Not.
Dagegen wirken unsere Konzepte von: Diskurs, gesellschaftlicher Gerechtigkeit, Gemeinschaft, Priorität von Beziehungen vor Individualität, die Selbstverständigung der menschlichen Seele durch ihre Entfaltung in der Kunst, Weg nach innen und außen statt Besitznahme von möglichst vielen Dingen – als veraltet, „romantisch“. Und noch viele andere abschätzige Formeln ließen sich finden.
Manchmal denke ich an militante Aktionen. Sie würden die Gefühle von vielen – voll Wut über die tägliche Diskriminierung, Ohnmacht – ausdrücken, aber doch nichts Neues bringen.
Manchmal denke ich, die Menschheit muss erst am Abgrund angelangt sein, um sich bewusst zu werden, was sie alles verpasst hat. Das ist dann der einzige wahre revolutionäre Moment. Die Erkenntnis kommt dann aber zu spät.

In einem
Blog lese ich ein Gedicht dieser etwas katholisierenden Chr. Busta:

"Ich glaube, daß jeder Mensch
mit einer unerfüllten Sehnsucht
von dieser Erde scheidet.
Aber ich glaube auch,
daß die Treue zu dieser Sehnsucht
die Erfüllung unseres Lebens ist."

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