15.1.08

RENTENBERECHNUNGEN

Die Taz legt nach. Offensichtlich ist der konsumistische Schleuderkurs selbst intern auf Fragezeichen gestoßen. Jetzt erfahren wir:
1500 € netto (also 2500 € brutto) gibt nach 32 Jahren 680 €.
Als Quelle wird Monitor genannt, der bezieht sich auf „regionale Versicherungsträger“.
Am gleichen Tag veröffentlicht ein Organ für neoliberalen Polit- und Männertratsch eine andere Rechnung:
1900 € brutto ergeben nach 35 Jahren Grundsicherungsniveau, also 680 €. Diese Zahl hat das Männermagazin
vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. (Die Aussage: „…wird die Durchschnittsrente in 14 Jahren auf das Niveau der Grundsicherung gesunken sein“ ist völliger Blödsinn: Durchschnittsrente in 14 Jahren, das wäre heute 30 000 geteilt durch 12, also 2500 brutto).

Ich versuche nachzurechnen. Das Problem fängt an mit Brutto und Netto. Anscheinend bezieht sich die Taz auf ein Durchschnittseinkommen, also ca. 30 000 €. Also simple Rechnung (das bedeutet ich lasse Erziehungszeiten, Ausbildung usw. weg):
32-mal aktueller Rentenwert 26,27 € gibt 840,64 €. Davon ziehe ich die 14 % ab, die der Nachhaltigkeitsfaktor (2004 Rot-Grün) bewirkt und komme auf (840,64 mal 86%) 723 €.
Dabei aber nicht eingerechnet sind: Lohnzuwächse, Erhöhung des Rentenwerts, Veränderungen der Beschäftigtenzahl etc. Aber der Nachhaltigkeitsfaktor wirkt sich nur indirekt dadurch rentensenkend aus, dass er eine Steigerung des Rentenwerts verhindert, durch Inflation also die reale Kaufkraft absinkt.

Das andere Beispiel ist realistischer: 1900 € (mit Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld oder ohne??) ergibt 22 800 im Jahr, sind ca. 76 % des Durchschnitts, ergeben nach 35 Jahren 698,78 € - 14 % letztendlich „netto“ 601 €.
Was ist
Grundsicherungsniveau? Es ist, da Miete, Heizkosten etc… mit eingerechnet werden, variabel: von 337€ aufwärts bis 680 €. (Bei meinen Heizkosten, samt Kochen und Warmwasser – Energiesparhaus - von 14 € je Person und Monat würde ich bei einer absehbaren Mikrorente von 363 € nichts bekommen).

Der
Nachhaltigkeitsfaktor verdient einen besonderen Kommentar: Immer weniger Arbeitende zahlen für mehr Rentner. Schlimm? Kein Problem, wenn bei wachsender Produktivität – diesem Lebenselixier des Kapitalismus – immer weniger Zeit für die Herstellung eines gegebenen Standards gesellschaftlichen Reichtums produziert wird. Oder auf hochdeutsch: immer weniger Leute erarbeiten immer mehr. Deswegen auch natürlich steigende Arbeitslosigkeit.
Problem? Der Sozialversicherungsanteil am Lohn steigt. - Mit dem Nachhaltigkeitsfaktor soll das reduziert werden.
Und jetzt? „Rentenlücke, Rentenlücke“!! Was tun? Private Rentenversicherung, Riesterrente, betriebliche Rentenversicherung.
Und dann? Jetzt zahlen die Leute, was sie ohne Nachhaltigkeitsfaktor in die Rentenkasse mehr einbezahlt hätten, in die Privatkasse. Was haben sie gewonnen?
Nichts. Ich nehme an, dass sie sogar noch viel mehr als früher zahlen werden. Aber - der Arbeitgeberanteil wurde gesenkt. Eine schöne stille Lohnsenkung.
Wie gesagt, das wurde durchgesetzt von Rot-Grün, vorbereitet und intelligent durchdacht von den Knotenpunkten der Verflechtung von Kapital und Politik: Lauterbach, Raffelhüschen, Rürup, Riester.
Wie war das möglich? Es gibt diese allgemeine Entsolidarisierung, bedingt durch das Gefühl, dass man von den staatlichen Institutionen abgezockt wird und dass andere Menschen dadurch Vorteile hätten – diese Mixtur von Wahn und Wahrheit.

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