12.1.08

LINKE ÖKONOMIE?

In der Taz lese ich, wie hart es die jungen Deutschen haben. In einer schlampigen Rechnung, wie sie in Journalistenkreisen üblich ist – man kann sich vorstellen, wie sie zuhause rechnen – wird am Beispiel einer Erzieherin vorgerechnet, was von 1500 Netto übrig bleibt. Nämlich nichts.
Auch bei einem Krankenpfleger bleiben von 1700 nichts übrig, nicht mal Geld für die Riesterrente, wie es die unvergleichlich ärmere Erzieherin sich vom Munde abspart. Aber sie verraucht ja auch nicht 240 € im Monat. – Führen die beiden schon ein allerärmlichst Leben, wartet auf sie in der Rente nur noch bitterste Armut: „der 33-Jährige rechnet mit einer Rente knapp über Sozialhilfeniveau“.
Man weiß nun nicht genau, wer soviel prognostische Fähigkeiten hat, der Journalist oder der Pfleger, aber mein Vertrauen in die Rechenkünste beider ist mir sowieso schon verloren gegangen.
Welchen Sinn sollen solche Armuts- und Jammerartikel haben? Sie reproduzieren Lagerdenken, tragen aber nichts zum Aufbau einer neuen Ökonomie bei. - Ökonomie ist immer Haushalten mit knappen Ressourcen. Dass die Ressourcen bei uns knapp wären im Weltmassstab – und das ist die „Benchmark“ einer linken Ökonomie – ist Theater, linke oder rechte oder sonst welche Propaganda.
Natürlich denke ich, schaue ich auf mein Einkommen, auch auf die Relation zu den Gehältern um mich herum, vergleiche meines mit Durchschnittseinkommen und fühle mich ungerecht behandelt usw. Aber sinnvoll ist nicht Erhöhung, sondern die Reduzierung des „Reichtums“.
Das gesellschaftliche Gefüge durch Lohnforderungen zu verändern, ist eine alte Illusion. Es ist zwar unpopulär, eine Verallgemeinerung der Armut – besser einer haushälterischen Bescheidenheit – zu verlangen, aber auf die lange Dauer gibt es keine anderen ökologisch und sozial verträglichen Optionen.
Ich werde nichts zu dieser Option beitragen können. Die leise, aber nicht schweigende Stimme der Vernunft wird übertönt werden von 1001 Rechtfertigungen, warum die einen mehr verdienen als die anderen, von Verteilungskämpfen, schließlich Kriegen. Danach wird wieder kurz die Wahrheit aufblitzen, so wie nach 45, als sogar die CDU den Sozialismus verlangte, und dann wird die individuelle Bereicherung wieder weitergehen bis zur nächsten Katastrophe.

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