„Das mittlere verfügbare Jahreseinkommen der Bevölkerung lag 2005 bei 15.617 Euro pro Person. Als armutsgefährdet galten alleinlebende Personen, wenn sie weniger als 781 Euro im Monat zum Leben hatten. Unterhalb dieser Schwelle habe man kaum Chancen auf eine umfangreiche Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.“ So zitiert die Junge Welt am 21.01.08.
Warum heißt es nicht im Erbendeutsch „Teilhabe“? „Umfangreiche Teilhabe“. Mit ihrem Geld, was genau das kaputtmacht, was sie haben wollen: Reichtum. Das ist das Leben in einer bestimmten Zeit, wie man es von seinen Eltern und Vorfahren, der Gesellschaft in der man lebt, bekommt und das man weitergibt an die nächsten Generationen in ihrer Suche nach dem menschlichen Glück, der Suche nach der menschlichen Bestimmung. Welche Idiotie, das an Geld zu knüpfen. In einer Welt, wo die Mehrzahl der Menschen mit fast gar nichts an Geld auch lebt. „Teilnahme am gesellschaftlichen Leben“ Was soll das sein: Geburtstagsparties, Opernbälle, Demos gegen die Luxusgesellschaft? Zuerst werden wir von ihren Opernbällen ausgeschlossen und dann sollen wir auch noch unglücklich darüber sein. Es ist offensichtlich eine typische mittelschichtsorienierte Definition dessen, was „umfangreiche Teilnahme am gesellschaftlichen Leben“ bedeutet. Auch wenn sie sich immer zur einzigen Gesellschaft machen will, sie ist es nicht.
23.1.08
15.1.08
RENTENBERECHNUNGEN
Die Taz legt nach. Offensichtlich ist der konsumistische Schleuderkurs selbst intern auf Fragezeichen gestoßen. Jetzt erfahren wir:
1500 € netto (also 2500 € brutto) gibt nach 32 Jahren 680 €.
Als Quelle wird Monitor genannt, der bezieht sich auf „regionale Versicherungsträger“.
Am gleichen Tag veröffentlicht ein Organ für neoliberalen Polit- und Männertratsch eine andere Rechnung:
1900 € brutto ergeben nach 35 Jahren Grundsicherungsniveau, also 680 €. Diese Zahl hat das Männermagazin vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. (Die Aussage: „…wird die Durchschnittsrente in 14 Jahren auf das Niveau der Grundsicherung gesunken sein“ ist völliger Blödsinn: Durchschnittsrente in 14 Jahren, das wäre heute 30 000 geteilt durch 12, also 2500 brutto).
Ich versuche nachzurechnen. Das Problem fängt an mit Brutto und Netto. Anscheinend bezieht sich die Taz auf ein Durchschnittseinkommen, also ca. 30 000 €. Also simple Rechnung (das bedeutet ich lasse Erziehungszeiten, Ausbildung usw. weg):
32-mal aktueller Rentenwert 26,27 € gibt 840,64 €. Davon ziehe ich die 14 % ab, die der Nachhaltigkeitsfaktor (2004 Rot-Grün) bewirkt und komme auf (840,64 mal 86%) 723 €.
Dabei aber nicht eingerechnet sind: Lohnzuwächse, Erhöhung des Rentenwerts, Veränderungen der Beschäftigtenzahl etc. Aber der Nachhaltigkeitsfaktor wirkt sich nur indirekt dadurch rentensenkend aus, dass er eine Steigerung des Rentenwerts verhindert, durch Inflation also die reale Kaufkraft absinkt.
Das andere Beispiel ist realistischer: 1900 € (mit Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld oder ohne??) ergibt 22 800 im Jahr, sind ca. 76 % des Durchschnitts, ergeben nach 35 Jahren 698,78 € - 14 % letztendlich „netto“ 601 €.
Was ist Grundsicherungsniveau? Es ist, da Miete, Heizkosten etc… mit eingerechnet werden, variabel: von 337€ aufwärts bis 680 €. (Bei meinen Heizkosten, samt Kochen und Warmwasser – Energiesparhaus - von 14 € je Person und Monat würde ich bei einer absehbaren Mikrorente von 363 € nichts bekommen).
Der „Nachhaltigkeitsfaktor“ verdient einen besonderen Kommentar: Immer weniger Arbeitende zahlen für mehr Rentner. Schlimm? Kein Problem, wenn bei wachsender Produktivität – diesem Lebenselixier des Kapitalismus – immer weniger Zeit für die Herstellung eines gegebenen Standards gesellschaftlichen Reichtums produziert wird. Oder auf hochdeutsch: immer weniger Leute erarbeiten immer mehr. Deswegen auch natürlich steigende Arbeitslosigkeit.
Problem? Der Sozialversicherungsanteil am Lohn steigt. - Mit dem Nachhaltigkeitsfaktor soll das reduziert werden.
Und jetzt? „Rentenlücke, Rentenlücke“!! Was tun? Private Rentenversicherung, Riesterrente, betriebliche Rentenversicherung.
Und dann? Jetzt zahlen die Leute, was sie ohne Nachhaltigkeitsfaktor in die Rentenkasse mehr einbezahlt hätten, in die Privatkasse. Was haben sie gewonnen?
Nichts. Ich nehme an, dass sie sogar noch viel mehr als früher zahlen werden. Aber - der Arbeitgeberanteil wurde gesenkt. Eine schöne stille Lohnsenkung.
Wie gesagt, das wurde durchgesetzt von Rot-Grün, vorbereitet und intelligent durchdacht von den Knotenpunkten der Verflechtung von Kapital und Politik: Lauterbach, Raffelhüschen, Rürup, Riester.
Wie war das möglich? Es gibt diese allgemeine Entsolidarisierung, bedingt durch das Gefühl, dass man von den staatlichen Institutionen abgezockt wird und dass andere Menschen dadurch Vorteile hätten – diese Mixtur von Wahn und Wahrheit.
1500 € netto (also 2500 € brutto) gibt nach 32 Jahren 680 €.
Als Quelle wird Monitor genannt, der bezieht sich auf „regionale Versicherungsträger“.
Am gleichen Tag veröffentlicht ein Organ für neoliberalen Polit- und Männertratsch eine andere Rechnung:
1900 € brutto ergeben nach 35 Jahren Grundsicherungsniveau, also 680 €. Diese Zahl hat das Männermagazin vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. (Die Aussage: „…wird die Durchschnittsrente in 14 Jahren auf das Niveau der Grundsicherung gesunken sein“ ist völliger Blödsinn: Durchschnittsrente in 14 Jahren, das wäre heute 30 000 geteilt durch 12, also 2500 brutto).
Ich versuche nachzurechnen. Das Problem fängt an mit Brutto und Netto. Anscheinend bezieht sich die Taz auf ein Durchschnittseinkommen, also ca. 30 000 €. Also simple Rechnung (das bedeutet ich lasse Erziehungszeiten, Ausbildung usw. weg):
32-mal aktueller Rentenwert 26,27 € gibt 840,64 €. Davon ziehe ich die 14 % ab, die der Nachhaltigkeitsfaktor (2004 Rot-Grün) bewirkt und komme auf (840,64 mal 86%) 723 €.
Dabei aber nicht eingerechnet sind: Lohnzuwächse, Erhöhung des Rentenwerts, Veränderungen der Beschäftigtenzahl etc. Aber der Nachhaltigkeitsfaktor wirkt sich nur indirekt dadurch rentensenkend aus, dass er eine Steigerung des Rentenwerts verhindert, durch Inflation also die reale Kaufkraft absinkt.
Das andere Beispiel ist realistischer: 1900 € (mit Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld oder ohne??) ergibt 22 800 im Jahr, sind ca. 76 % des Durchschnitts, ergeben nach 35 Jahren 698,78 € - 14 % letztendlich „netto“ 601 €.
Was ist Grundsicherungsniveau? Es ist, da Miete, Heizkosten etc… mit eingerechnet werden, variabel: von 337€ aufwärts bis 680 €. (Bei meinen Heizkosten, samt Kochen und Warmwasser – Energiesparhaus - von 14 € je Person und Monat würde ich bei einer absehbaren Mikrorente von 363 € nichts bekommen).
Der „Nachhaltigkeitsfaktor“ verdient einen besonderen Kommentar: Immer weniger Arbeitende zahlen für mehr Rentner. Schlimm? Kein Problem, wenn bei wachsender Produktivität – diesem Lebenselixier des Kapitalismus – immer weniger Zeit für die Herstellung eines gegebenen Standards gesellschaftlichen Reichtums produziert wird. Oder auf hochdeutsch: immer weniger Leute erarbeiten immer mehr. Deswegen auch natürlich steigende Arbeitslosigkeit.
Problem? Der Sozialversicherungsanteil am Lohn steigt. - Mit dem Nachhaltigkeitsfaktor soll das reduziert werden.
Und jetzt? „Rentenlücke, Rentenlücke“!! Was tun? Private Rentenversicherung, Riesterrente, betriebliche Rentenversicherung.
Und dann? Jetzt zahlen die Leute, was sie ohne Nachhaltigkeitsfaktor in die Rentenkasse mehr einbezahlt hätten, in die Privatkasse. Was haben sie gewonnen?
Nichts. Ich nehme an, dass sie sogar noch viel mehr als früher zahlen werden. Aber - der Arbeitgeberanteil wurde gesenkt. Eine schöne stille Lohnsenkung.
Wie gesagt, das wurde durchgesetzt von Rot-Grün, vorbereitet und intelligent durchdacht von den Knotenpunkten der Verflechtung von Kapital und Politik: Lauterbach, Raffelhüschen, Rürup, Riester.
Wie war das möglich? Es gibt diese allgemeine Entsolidarisierung, bedingt durch das Gefühl, dass man von den staatlichen Institutionen abgezockt wird und dass andere Menschen dadurch Vorteile hätten – diese Mixtur von Wahn und Wahrheit.
12.1.08
LINKE ÖKONOMIE?
In der Taz lese ich, wie hart es die jungen Deutschen haben. In einer schlampigen Rechnung, wie sie in Journalistenkreisen üblich ist – man kann sich vorstellen, wie sie zuhause rechnen – wird am Beispiel einer Erzieherin vorgerechnet, was von 1500 Netto übrig bleibt. Nämlich nichts.
Auch bei einem Krankenpfleger bleiben von 1700 nichts übrig, nicht mal Geld für die Riesterrente, wie es die unvergleichlich ärmere Erzieherin sich vom Munde abspart. Aber sie verraucht ja auch nicht 240 € im Monat. – Führen die beiden schon ein allerärmlichst Leben, wartet auf sie in der Rente nur noch bitterste Armut: „der 33-Jährige rechnet mit einer Rente knapp über Sozialhilfeniveau“.
Man weiß nun nicht genau, wer soviel prognostische Fähigkeiten hat, der Journalist oder der Pfleger, aber mein Vertrauen in die Rechenkünste beider ist mir sowieso schon verloren gegangen.
Welchen Sinn sollen solche Armuts- und Jammerartikel haben? Sie reproduzieren Lagerdenken, tragen aber nichts zum Aufbau einer neuen Ökonomie bei. - Ökonomie ist immer Haushalten mit knappen Ressourcen. Dass die Ressourcen bei uns knapp wären im Weltmassstab – und das ist die „Benchmark“ einer linken Ökonomie – ist Theater, linke oder rechte oder sonst welche Propaganda.
Natürlich denke ich, schaue ich auf mein Einkommen, auch auf die Relation zu den Gehältern um mich herum, vergleiche meines mit Durchschnittseinkommen und fühle mich ungerecht behandelt usw. Aber sinnvoll ist nicht Erhöhung, sondern die Reduzierung des „Reichtums“.
Das gesellschaftliche Gefüge durch Lohnforderungen zu verändern, ist eine alte Illusion. Es ist zwar unpopulär, eine Verallgemeinerung der Armut – besser einer haushälterischen Bescheidenheit – zu verlangen, aber auf die lange Dauer gibt es keine anderen ökologisch und sozial verträglichen Optionen.
Ich werde nichts zu dieser Option beitragen können. Die leise, aber nicht schweigende Stimme der Vernunft wird übertönt werden von 1001 Rechtfertigungen, warum die einen mehr verdienen als die anderen, von Verteilungskämpfen, schließlich Kriegen. Danach wird wieder kurz die Wahrheit aufblitzen, so wie nach 45, als sogar die CDU den Sozialismus verlangte, und dann wird die individuelle Bereicherung wieder weitergehen bis zur nächsten Katastrophe.
Auch bei einem Krankenpfleger bleiben von 1700 nichts übrig, nicht mal Geld für die Riesterrente, wie es die unvergleichlich ärmere Erzieherin sich vom Munde abspart. Aber sie verraucht ja auch nicht 240 € im Monat. – Führen die beiden schon ein allerärmlichst Leben, wartet auf sie in der Rente nur noch bitterste Armut: „der 33-Jährige rechnet mit einer Rente knapp über Sozialhilfeniveau“.
Man weiß nun nicht genau, wer soviel prognostische Fähigkeiten hat, der Journalist oder der Pfleger, aber mein Vertrauen in die Rechenkünste beider ist mir sowieso schon verloren gegangen.
Welchen Sinn sollen solche Armuts- und Jammerartikel haben? Sie reproduzieren Lagerdenken, tragen aber nichts zum Aufbau einer neuen Ökonomie bei. - Ökonomie ist immer Haushalten mit knappen Ressourcen. Dass die Ressourcen bei uns knapp wären im Weltmassstab – und das ist die „Benchmark“ einer linken Ökonomie – ist Theater, linke oder rechte oder sonst welche Propaganda.
Natürlich denke ich, schaue ich auf mein Einkommen, auch auf die Relation zu den Gehältern um mich herum, vergleiche meines mit Durchschnittseinkommen und fühle mich ungerecht behandelt usw. Aber sinnvoll ist nicht Erhöhung, sondern die Reduzierung des „Reichtums“.
Das gesellschaftliche Gefüge durch Lohnforderungen zu verändern, ist eine alte Illusion. Es ist zwar unpopulär, eine Verallgemeinerung der Armut – besser einer haushälterischen Bescheidenheit – zu verlangen, aber auf die lange Dauer gibt es keine anderen ökologisch und sozial verträglichen Optionen.
Ich werde nichts zu dieser Option beitragen können. Die leise, aber nicht schweigende Stimme der Vernunft wird übertönt werden von 1001 Rechtfertigungen, warum die einen mehr verdienen als die anderen, von Verteilungskämpfen, schließlich Kriegen. Danach wird wieder kurz die Wahrheit aufblitzen, so wie nach 45, als sogar die CDU den Sozialismus verlangte, und dann wird die individuelle Bereicherung wieder weitergehen bis zur nächsten Katastrophe.
9.1.08
GEGENFRAGE
Der letzte Eintrag zeigt mich eigentlich recht zufrieden über die Verhältnisse. Ich kann froh sein, durch sozialdemokratische Politik mich nicht in die Beschäftigung mit der Gründung irgendwelcher Geschäfte stürzen zu müssen, beliebige Ideen also neu und originell verkaufen zu müssen, sondern stattdessen mit nur genügend Geduld meine letzten paar hundert Tage am Band abzuleisten.
Wie solle es Revolution geben, wenn schon einer wie ich zufrieden ist? Und ich mich nur noch mit Existenziellem, um meine individuelle Existenz, Vergangenheit, Zukunft, Alter, Tod befasse? Was hat das noch mit Klassenpolitik zu tun, mit Revolution? Bestätigt das nicht jenes bürgerliche Prinzip, dass der Einzelne vor allem sich um sich selbst kümmern solle, sich einen privaten Bereich besorgen soll und anderen ihre Freiheit lasse?
Gut, auch ich genieße meine private Freiheit. Andere ständig kritisieren zu müssen ist einfach unangenehm und ein Unglück. Es gibt auch diese Differenz von Einzelnem und Gesellschaft, von privatem Leben und Politik. Es geht nicht alles ineinander über.
Ein Beispiel für die allgemeine Privatpolitik zeigt die IG Metall, die sich gegen einen allgemeinen Mindestlohn wendet, aus Angst und Sorge, dass ihre Mitglieder auf das Niveau runterkommen, wo sich eine große gesellschaftliche Gruppe schon befindet. Die gleiche Gewerkschaft trägt die Parole der Solidarität vor sich her.
Wie solle es Revolution geben, wenn schon einer wie ich zufrieden ist? Und ich mich nur noch mit Existenziellem, um meine individuelle Existenz, Vergangenheit, Zukunft, Alter, Tod befasse? Was hat das noch mit Klassenpolitik zu tun, mit Revolution? Bestätigt das nicht jenes bürgerliche Prinzip, dass der Einzelne vor allem sich um sich selbst kümmern solle, sich einen privaten Bereich besorgen soll und anderen ihre Freiheit lasse?
Gut, auch ich genieße meine private Freiheit. Andere ständig kritisieren zu müssen ist einfach unangenehm und ein Unglück. Es gibt auch diese Differenz von Einzelnem und Gesellschaft, von privatem Leben und Politik. Es geht nicht alles ineinander über.
Ein Beispiel für die allgemeine Privatpolitik zeigt die IG Metall, die sich gegen einen allgemeinen Mindestlohn wendet, aus Angst und Sorge, dass ihre Mitglieder auf das Niveau runterkommen, wo sich eine große gesellschaftliche Gruppe schon befindet. Die gleiche Gewerkschaft trägt die Parole der Solidarität vor sich her.
4.1.08
NEUES VOM BAND?
Ich bin bei meiner Arbeit vor allem mit Hören von Podcasts beschäftigt, Rundfunksendungen quer durch die Republik. Themen sind Tagespolitik, philosophische und andere Diskussionen, Journalistisches aller Art, Vorträge, Interviews. Ich werde regelrecht verwöhnt mit Sätzen, denen ich begeistert zustimme und anderen, die mich verärgert zu Analysen bewegen. Während der Geist Stoff bekommt, sind die Hände bei der Arbeit. Und ist die Zeit um, die MP3-Dateien durchgehört, kann ich zufrieden nach Hause fahren. – Skeptisch bin ich, wie das auf Kollegen wirkt. Vielleicht gelte ich irgendwie nicht richtig anwesend, aber als Halbzeitler sind die Erwartungen an mich nicht so anspruchsvoll. Ich mache meine Jobs - aus, fertig. Dann da und dort mal Smalltalk. Ich kenn mich mit Lohnabrechnung und Tarif aus. Zuhause rechne ich meine Rente durch.
Gesamtgesellschaftlich betrachtet ist es gar keine typische Situation, in der ich mich hier am Band befinde. Schaue ich um mich, dann sind die meisten Menschen bei ihrer Arbeit in Situationen, in denen sie es sich nicht leisten können, Mp3 zu hören, sind zu Aufmerksamkeit gezwungen, der Kopf ist ausgefüllt mit ständigen Bemühungen, neuen Herausforderungen gerecht zu werden, beschäftigt mit dem Verarbeiten von Beleidigungen und Bemühungen, andere zu übertrumpfen.
Ich tu einiges, um meine vermasselten Beziehungen zu Kollegen zu reparieren. Aber wenn ich in zwei Jahren in Altersfreizeit bin, werde ich wohl kaum mehr Beziehungen zu Kollegen haben. Ich denke nicht, dass die Ursache dafür nur in meinem Charakter liegt.
Gesamtgesellschaftlich betrachtet ist es gar keine typische Situation, in der ich mich hier am Band befinde. Schaue ich um mich, dann sind die meisten Menschen bei ihrer Arbeit in Situationen, in denen sie es sich nicht leisten können, Mp3 zu hören, sind zu Aufmerksamkeit gezwungen, der Kopf ist ausgefüllt mit ständigen Bemühungen, neuen Herausforderungen gerecht zu werden, beschäftigt mit dem Verarbeiten von Beleidigungen und Bemühungen, andere zu übertrumpfen.
Ich tu einiges, um meine vermasselten Beziehungen zu Kollegen zu reparieren. Aber wenn ich in zwei Jahren in Altersfreizeit bin, werde ich wohl kaum mehr Beziehungen zu Kollegen haben. Ich denke nicht, dass die Ursache dafür nur in meinem Charakter liegt.
RELIGIONSMONITOR
Bertelsmann tut was für die Kirchen. 70 sind religiös, 18 hochreligiös. Die Kirchen jubeln: Die Menschen wollen begleitet sein in wichtigen Lebenspassagen, und die Kirche können ihnen passende Rituale bieten. Die Pfarrer brauchen nicht mehr Sozialarbeiter sein, sondern dürfen Religion verbreiten und von Gott reden. Die Religion stirbt also doch nicht ab, wie mal (von Marxisten?) gesagt.
Schaut man sich diese „Religiosität“ genauer an, sieht man nur Diffuses: Gefühle, "Ehrfurcht, Geborgenheit, Schuld, Freude, Angst und Liebe", Meditieren, Transzendenz, „Werte“. Der Kirchenkritiker findet sich plötzlich als „Religiöser“ wieder. Und sieht sich als Teil einer religiösen Propaganda.
Aber die Bertelsmannstudie zeigt, was an „religiösen“ Themen ansprechbar ist und bei verschiedenen Schichten Resonanz findet. Abgefragt werden dazu nicht nur Postleitzahl, auch Familienstellung, soziale Schicht. So werden dann Pfarrer für ihre Predigt oder auch Zeitschriften für ihre Artikel wissen, welche Begriffe sie oft genug nennen müssen, um auf Resonanz zu stoßen. Und so wären die Kirchen, die jetzt mehr und mehr auf Steuereinnahmen verzichten müssen, wieder im gesellschaftlichen Rennen, könnten ihr Angebot den Bedürfnissen ihrer potentiellen Schäfchen anpassen, die ihnen auch jetzt immer noch in Scharen davonlaufen.
Dass sich die Bertelsmannstiftung, die sich sonst so für Neoliberalismus stark macht, hier Pomotion für die religiöse Linie macht, verwundert. Aber vielleicht müssen die neoliberalen gesellschaftlichen Entgleisungen: Billiglöhne, Sozialdumping, Verwahrlosung, Konsumidiotie usw. durch metaphysische Visionen von „Ehrfurcht, Geborgenheit, Schuld, Freude, Angst und Liebe“ aufgefangen werden und die Menschen durch Begriffsvortäuschungen wieder an die Kirchen gebunden und von ihrem affirmativen Moralkodex gegängelt werden.
Die Wahrheit von Religion durch eine Umfrage herauszufinden, wer würde das für sinnvoll halten?
Wie war das aber mit dem „Absterben der Religion“ etwa durch „Sozialismus“? Es war eine arrogante Form von Wissenschaftsgläubigkeit, ein plumper Positivismus – menschenfeindliche Hybris. Der „Materialismus“ vieler Linker ist bestenfalls eine naive Form eines Pantheismus oder oft nur affirmative Ideologie. Man soll sich auf das Faktische reduzieren lassen. - Die Religion „stirbt“ aber in dem Maße „ab“, wie sie zur Erkenntnis der paradoxen und ambivalenten menschlichen Situation fortschreitet: Freiheit und Determination, Identität und Vergänglichkeit, Geist und Natur, Individualität und Einheit.
Schaut man sich diese „Religiosität“ genauer an, sieht man nur Diffuses: Gefühle, "Ehrfurcht, Geborgenheit, Schuld, Freude, Angst und Liebe", Meditieren, Transzendenz, „Werte“. Der Kirchenkritiker findet sich plötzlich als „Religiöser“ wieder. Und sieht sich als Teil einer religiösen Propaganda.
Aber die Bertelsmannstudie zeigt, was an „religiösen“ Themen ansprechbar ist und bei verschiedenen Schichten Resonanz findet. Abgefragt werden dazu nicht nur Postleitzahl, auch Familienstellung, soziale Schicht. So werden dann Pfarrer für ihre Predigt oder auch Zeitschriften für ihre Artikel wissen, welche Begriffe sie oft genug nennen müssen, um auf Resonanz zu stoßen. Und so wären die Kirchen, die jetzt mehr und mehr auf Steuereinnahmen verzichten müssen, wieder im gesellschaftlichen Rennen, könnten ihr Angebot den Bedürfnissen ihrer potentiellen Schäfchen anpassen, die ihnen auch jetzt immer noch in Scharen davonlaufen.
Dass sich die Bertelsmannstiftung, die sich sonst so für Neoliberalismus stark macht, hier Pomotion für die religiöse Linie macht, verwundert. Aber vielleicht müssen die neoliberalen gesellschaftlichen Entgleisungen: Billiglöhne, Sozialdumping, Verwahrlosung, Konsumidiotie usw. durch metaphysische Visionen von „Ehrfurcht, Geborgenheit, Schuld, Freude, Angst und Liebe“ aufgefangen werden und die Menschen durch Begriffsvortäuschungen wieder an die Kirchen gebunden und von ihrem affirmativen Moralkodex gegängelt werden.
Die Wahrheit von Religion durch eine Umfrage herauszufinden, wer würde das für sinnvoll halten?
Wie war das aber mit dem „Absterben der Religion“ etwa durch „Sozialismus“? Es war eine arrogante Form von Wissenschaftsgläubigkeit, ein plumper Positivismus – menschenfeindliche Hybris. Der „Materialismus“ vieler Linker ist bestenfalls eine naive Form eines Pantheismus oder oft nur affirmative Ideologie. Man soll sich auf das Faktische reduzieren lassen. - Die Religion „stirbt“ aber in dem Maße „ab“, wie sie zur Erkenntnis der paradoxen und ambivalenten menschlichen Situation fortschreitet: Freiheit und Determination, Identität und Vergänglichkeit, Geist und Natur, Individualität und Einheit.
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