19.4.09

KINDER KOCHEN BEI ARTE

War doch eine tolle Sache: 4 Wochen Ferien auf einem alten Gut in der Provence. Uriger Swimmingpool, gemeinsam kochen, Ausflüge auf Märkte und Bauernhöfe in der Gegend, nette Betreuer. Und dann ganz glänzend die Idee vom Selberkochen. Ein Erlebnis von Gemeinschaft, von Entwicklung, Erfahren und Kennenlernen, ein Fest der Sinne, ein Paradies vielleicht.
Die Kinder sind nett, verstehen sich auszudrücken, sind bemüht. Und wie sie sich ausdrücken: viel wird gelobt, das Positive hervorgehoben. Man spürt, welchen Erziehungsstil sie genossen haben. Gleichzeitig schimmert allzu deutlich die Pädagogik durch, mit der sie durch das Leben geführt werden; die Neigung zur Belehrung bei S. Wiener.
Kein böses Wort, keine Coolness, kein Handy, kein MP3-player, nicht dieser schreckliche und asoziale Markenfetischismus. Stattdessen werden Briefe geschrieben. Es ist eine andere Welt.
Was habe ich dagegen? Ich lese, dass die Kinder durch ein aufwendiges Casting ausgelesen wurden. Zweisprachigkeit war die Voraussetzung, nicht türkisch-deutsch, sondern französisch-deutsch. Ist es nicht ekelhaft, wie hier Elitismus zelebriert wird?
Aber sind das nicht Werte, die ich hier auch propagiert habe: Gemeinsamkeit, Kommunikation, Sinnlichkeit, autonome Aktivität, bereichernde Erfahrung durch Teilnahme an Leben und Kultur anderer?
Sollte nicht a la Unterschichtfernsehen gezeigt werden, wie alles schief geht, wie die Kinder sich gegenseitig anmachen und mobben, überhaupt nicht nett sind, Ekel? Wie sie Mitarbeit verweigern, passiv rumhängen, konsumieren bis zum Esgehtnichtmehr? Keine Lust zu gar nichts.

Ich weiß nicht. Das Gefühl einer unverschämten Medienlüge bleibt bei mir. Dass die, die es ohnehin schon besser haben, noch mehr profitieren
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