11.4.09

ABSCHIED

Ich habe meine aktive Phase der Altersteilzeit mit einer kleinen Feier beendet. Meine Rede:
"Liebe Kolleginnen und Kollegen
Ich danke Euch, dass Ihr hier zu meinem Abschied zusammengekommen seid und ich hoffe, dass Ihr es Euch schmecken lässt. Vor fünfeinhalb Jahren bin ich in diese Abteilung gekommen, nachdem ich vorher 4 Jahre in einer anderen Abteilung Nachtschicht gemacht habe.
Ich war froh, wieder tagsüber arbeiten zu können, und - auch wenn ich weniger verdient habe - für meinen Lohn echte und notwendige Arbeit leisten zu können und meinen Kollegen etwas ihrer Arbeit abnehmen zu können. Der Betriebsrat hat meinen Lohnverlust auf 500 € beziffert. Woher er diese Zahlen hat, ist merkwürdig und fragwürdig. Es war zum Glück weniger. Nur ca. 170 € im Monat.
Zunächst war für mich hier Einiges zu lernen und ich habe wohl auch Einiges falsch gemacht. Doch dann - da ich bei meiner Einstellung 1999 ja nur für Halbtagsarbeit für würdig erachtet wurde - hat mir die Arbeit doch Spaß gemacht und ich habe ihre einige Dramatik und Aufregung abgewinnen können, besonders wenn es darum ging, am Ende noch alles erledigt zu haben und pünktlich das Haus zu verlassen. Es ist mir dabei schon klar, dass nicht alle ihre Arbeit als Sport begreifen können, schon weil sie die doppelt so lange arbeiten.
Ich habe es also genossen, wieder tagsüber arbeiten zu können, ehrliche Arbeit zu machen. Trotzdem ist es jetzt Zeit, aufzuhören. Damals als ich hier angefangen habe und ich bei der Personalabteilung nach den Lohndifferenzen fragte, wurde mir gesagt, ich solle doch froh sein, einen Job zu bekommen. Dieses Gefühl eigentlich überflüssig zu sein und froh sein zu müssen, Arbeit zu haben, hat mich hier die ganze Zeit begleitet. Die Stelle, die ich verlasse, wird nicht wieder besetzt, was ja zeigt, dass ich überflüssig bin, - Auch ist auf Dauer eine Arbeit schwierig, wo man kaum mehr Informationen bekommt, Grüßen unüblich ist, fällige Personalgespräche nie erfolgen, Besprechungen dann stattfinden, wenn ich nicht da bin, notwendige Informationen nicht weitergereicht werden. Das im Unterschied zu den Angestellten dieses Hauses, bei denen es regelmäßig Teamgespräche und Fortbildungen gibt und dafür auch noch das Doppelte verdient wird. Dabei gäbe es hier einige Themen für Fort- und Weiterbildungen. Etwa eine vernünftige Einweisung in den richtigen Gebrauch der Maschinen, Maschinenprogramme, energiesparende und ressourcenschonende Verfahren, Umgang mit bestimmtem Material - um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Wirtschaftskrise wird sich in den nächsten Jahren auch auf diese Abteilung auswirken und notwendig machen, dass ökonomischer vorgegangen wird, sparsamer im Umgang mit Energie, Rohstoffen, Wasser und so weiter.
Für mich fängt jetzt der letzte Lebensabschnitt an. Manche werden sagen, ich wäre noch fit genug, weiterzuarbeiten und sich fragen, wie ich mir diesen Luxus, in Rente zu gehen, leisten kann.
Erst denke ich, dass andere einen solchen Job brauchen können. Meine Rente von etwas über 300 Euro wird die Versichertengemeinschaft nicht allzu sehr belasten. Da gibt es andere, höherwertigere.
Gut - fit genug bin ich noch, weiterzuarbeiten, aber ich habe noch eine Menge anderer Sachen zu erledigen: Laufen, Wandern, mit dem Rad nach Spanien oder Afrika, einige Möbel bauen, im Haus aufräumen, reparieren, Internet, lesen, schreiben, endlich mal richtig den Garten machen und so weiter.
Mit dem Geld? Ich werde mit allem drum und dran, Rente, Zusatzrente, Riesterrente, Vermögenssparen ungefähr etwas über 400 Euro haben, einiges mehr aus Erspartem. Nach meinen Rechnungen brauche ich ungefähr 330 Euro im Monat. Das reicht. Luxus brauche ich nicht.
Ich bedanke mich nun bei der Firma hier, bitte meine KollegInnen um Verzeihung für meine Unhöflichkeiten und beginne den dritten Abschnitt mit einer kleinen Feier in der Hoffnung, dass der Teil besser abläuft als die vorige."
Hier folgen noch mehrere Rückblicke.

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