10.12.10

Revolution?

Hat es Sinn auf Krisen dieses Systems zu warten? Die Finanzkrise kann sich wiederholen. Irgendwo hat die Geldmaschine vielleicht ein Ende, die Kredite werden nicht mehr zurückbezahlt, die Banken gehen in die Insolvenz, der Waren-Produktionskreislauf unterbricht, stockt. Aber es lässt sich auch ein Kapitalismus ohne Finanzkapital vorstellen. Das Finanzkapital ist ihm zwar sehr förderlich, schafft Grundlagen der Expansion, wenn auch immer mit Blasen, die platzen können; Überakkumulation. Eine Depression infolge ausbleibender Finanzierung, seien es Bankenblasenpapiere oder Staatsschulden, verschärft die sozialen Konflikte. Einen Geschmack davon war in letzter Zeit zu bekommen. Der offene Sozialdarwinismus wird wachsen. Antworten darauf gehen aber bis jetzt übers Moralische, Rechtliche, die Caritas der Mittelschicht nicht hinaus. Politische Forderungen nach wirtschaftlicher Autonomie werden in der Öffentlichkeit nicht vernehmbar. Grundeinkommen etc. sind nur konsumistisch angedacht, eine liberale Spielform des Kapitalismus.

Abgesehen von zwei Problemen muss der Kapitalismus nicht in die Krise kommen; 1.) Fall der Profitrate durch Konkurrenz und der sich daraus ergebende Wachstumszwang, 2.) Grenzen des materiellen Wachstums, nicht des wertmäßigen – infolge Energieverknappung, Rohstoffverknappung. Es würde bedeuten, dass Produkte sich verteuern würden, körperliche Arbeit maschinelle ersetzen müsste. Für Deutschland mit seinen Domänen, einer Marktdominanz in High-Tech-Produkten würde das zwar langfristig Einschränkungen bedeuten, aber nicht für alle Bürger. Der Prozess, bei dem der für die Profitwirtschaft unrentable Bevölkerungsteil durch Schulselektion aus Berufsbildung und Beschäftigung herausgedrängt wird, würde weiter voranschreiten. Eine weitere Amerikanisierung der Sozialsysteme wäre angesagt, die Idee des sozialen Wohlfahrtsstaats paralysiert. (Was ich hier in einem gewissen Sinne auch betreibe, weil ich diese „Wohlfahrt“ als mit dem Verlust an Autonomie bezahlt ansehe). – Aber auch hier werden wohl nicht die Sozialisten und Demokraten gewinnen, sondern die Moralisten, die Sozialstaatler, also die mehr oder weniger linken Sozialdemokraten. Das Bündnis aus Linke SPD und Caritas.



Eine Revolution würde dagegen zum Ziel haben: 1. Rationierung der Rohstoffe, Energie, Natur – Garantie der Befriedigung der Grundbedürfnisse durch eine politisch gelenkte Produktion. 2. Demokratisierung der Produktion durch betriebsinterne demokratische Strukturen, durch Weiterbildung und Ausbildung. Träger dieser Prozesse wären aufgeklärte Lohnabhängige. Aufklärungsorgane könnten Gewerkschaften, Medien wie das Internet sein. Mittel wären Aufklärungs- und Argumentationskampagnen, Ausarbeitung einer Schritt-für-Schritt-Veränderung, Generalstreik.

3. Einrichtung von Gremien der Planung, die in der Lage sind ihre Modelle durch eine intelligente Einbeziehung der verschiedenen Variablen an die Realität anzupassen.

4. Politische und soziale Lernprozesse über exemplarische Demokratisierungsbewegungen.



Ich glaube nicht, dass es eine solche Bewegung geben wird. Es gibt zwar ein diffuses Problembewusstsein um den Zustand der Demokratie, der Ökologie - aber die davon Bewusstsein haben, sind gleichzeitig die, die sich zur Elite zählen und an diese Elite glauben. Und die, die davon Erfahrung haben, haben keine Möglichkeit, darüber politisch zu kommunizieren, sich zu äußern und sich um diese Themen zu sammeln. Ein an Demokratie und Gerechtigkeit orientierter Diskussionsprozess ist nicht möglich, der Diskurs der Experten und Sozialtechnologen dominant.



Was bleibt ist ein Rückzug auf die Reflexion, die Orientierung an Grundprinzipien von Autonomie, Demokratie und Gerechtigkeit ohne Aussicht auf praktische Bedeutung, ein credo quia absurdum.



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Damit schließe ich diesen Blog als Fließbandblog ab. Anderswo beschäftige ich mich mit den Absurditäten des gängigen Bewusstseins.

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