Bei 3sat Kulturzeit gab es ein interessantes Interview mit M. Mitscherlich-Nielsen über die Biografie von T. Jens über seinen dementen Vater. MMN meint, TJ würde auf Grund ambivalenter Gefühlseinstellungen gegenüber seinem Vater – einerseits Verehrung, andererseits Abneigung dadurch und anderen Gründen – den Vater so übermäßig idealisieren, - schon um eine auch negative und kritische Haltung ihm gegenüber in sich zu unterdrücken und verdrängen – so dass er nicht in der Lage sei, sich mit ihm zu identifizieren und seine Schwächen zu verstehen. Stattdessen betreibe er eine Art Rache ihm gegenüber, aus welchen Motiven auch immer – eines sicher die Asymmetrie der Beziehung. So wäre sein Buch ein Zeichen mangelnden Erwachsenseins. – Die Deutung von TJ, Walter Jens´ Demenz wäre mit der Aufdeckung seiner NSDAP-Mitgliedschaft verbunden, lehnt sie kategorisch ab.
Erst mal fand ich die Deutung präzise und passend für jemand, der seine Geschichtchen in „Bild“ bringt. Etwas in „Bild“ zu bringen, heißt es doch in den Dreck zu ziehen, es zum Geschwätz, zum Infomüll zu machen. Es heißt zwar in der Bibel: Aus Dreck kommst du und zum Dreck gehst du wieder zurück“, aber ich würde den mir selber unsympathischen Walter Jens nicht in dieses Blatt bringen.
Gefragt habe ich mich dann, ob ich nicht auch ähnliche Probleme mit meinem Vater habe: Da ist ein starker Mann, mit hohen moralischen Ansprüchen, der sie aber benutzt, um seine Schwächen zu verdecken und zu verleugnen, oder jedenfalls nicht in der Lage ist, mit ihnen ehrlich umzugehen.
Es ist nicht nur ein individuelles, sondern das Problem der ganzen Generation. Sie hat sich gerne als Opfer dargestellt, sich mit einen Hypermoralismus umgeben, mit dem sie gegenüber der Umwelt aufgetrumpft haben. Dieser Hypermoralismus war durchsichtig und wegen seiner Starrheit und Neigung zu Feindschaften unglaubwürdig.
Wir Kinder haben ihnen gegenüber geglaubt, etwas Neues aufbauen zu können, etwas jenseits von Faschismus, eine radikale Demokratie – noch im System des Idealismus und der Moral gefangen. Sie haben alles getan, um das zu verhindern. Auch die Rhetorik von Jens war ein Teil antidemokratischer Elitenbildung.
Wie auch immer, Verstehen und Verständigung ist schwierig oder unmöglich. Ich habe das Gefühl, es muss ein Trennungsstrich gezogen werden. MMNielsen verkennt dieses Problem. Es gibt keine Psychoanalyse außerhalb der konkreten Geschichte. „Gesunde Persönlichkeit“, „erwachsen“ sind da unzureichende Kategorien. Merkwürdig, das von einer Frau zu hören, die bei „Die Unfähigkeit zu trauern“ mitgeschrieben hat. Wie soll eine „erwachsene“ Auseinandersetzung mit einer Generation möglich sein, die eine unbewusste Idealisierung von Hitler nicht aufgegeben hat, sie schamvoll versteckt und verleugnet, die in dieser Haltung insgeheim eine gesellschaftliche Blockbildung – von CDU bis Schmidt und Augstein reichend – aufgebaut hat und eine Demokratisierung verhindert hat?
Erst mal fand ich die Deutung präzise und passend für jemand, der seine Geschichtchen in „Bild“ bringt. Etwas in „Bild“ zu bringen, heißt es doch in den Dreck zu ziehen, es zum Geschwätz, zum Infomüll zu machen. Es heißt zwar in der Bibel: Aus Dreck kommst du und zum Dreck gehst du wieder zurück“, aber ich würde den mir selber unsympathischen Walter Jens nicht in dieses Blatt bringen.
Gefragt habe ich mich dann, ob ich nicht auch ähnliche Probleme mit meinem Vater habe: Da ist ein starker Mann, mit hohen moralischen Ansprüchen, der sie aber benutzt, um seine Schwächen zu verdecken und zu verleugnen, oder jedenfalls nicht in der Lage ist, mit ihnen ehrlich umzugehen.
Es ist nicht nur ein individuelles, sondern das Problem der ganzen Generation. Sie hat sich gerne als Opfer dargestellt, sich mit einen Hypermoralismus umgeben, mit dem sie gegenüber der Umwelt aufgetrumpft haben. Dieser Hypermoralismus war durchsichtig und wegen seiner Starrheit und Neigung zu Feindschaften unglaubwürdig.
Wir Kinder haben ihnen gegenüber geglaubt, etwas Neues aufbauen zu können, etwas jenseits von Faschismus, eine radikale Demokratie – noch im System des Idealismus und der Moral gefangen. Sie haben alles getan, um das zu verhindern. Auch die Rhetorik von Jens war ein Teil antidemokratischer Elitenbildung.
Wie auch immer, Verstehen und Verständigung ist schwierig oder unmöglich. Ich habe das Gefühl, es muss ein Trennungsstrich gezogen werden. MMNielsen verkennt dieses Problem. Es gibt keine Psychoanalyse außerhalb der konkreten Geschichte. „Gesunde Persönlichkeit“, „erwachsen“ sind da unzureichende Kategorien. Merkwürdig, das von einer Frau zu hören, die bei „Die Unfähigkeit zu trauern“ mitgeschrieben hat. Wie soll eine „erwachsene“ Auseinandersetzung mit einer Generation möglich sein, die eine unbewusste Idealisierung von Hitler nicht aufgegeben hat, sie schamvoll versteckt und verleugnet, die in dieser Haltung insgeheim eine gesellschaftliche Blockbildung – von CDU bis Schmidt und Augstein reichend – aufgebaut hat und eine Demokratisierung verhindert hat?
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