Die letzten Tage mache ich bei der Arbeit seltsame Erfahrungen. Einmal vielleicht, weil ich durch Krankheit physisch geschwächt bin, zum anderen weil ich gegen Ende meiner Zeit an meiner Arbeitsstelle die Dinge eher distanziert wahrnehme.
Ich komme in die Halle, müsste mit E. arbeiten. Damals, als ich mit dieser Arbeit angefangen habe, ha er mich bei der Arbeit eingewiesen. Ich verstand mich mit ihm ganz gut. Merkwürdig war nur, dass er jede meiner Bewegungen kontrollierte. Auch sonst fungierte er als Vertrauensträger des Chefs. Irgendwann fand mein freundliches Gefühl gegenüber ihm sein Ende. - Heute soll ich mit ihm am Band arbeiten. Während ich bis vor einiger Zeit mich mir von ihm nichts mehr sagen ließ und ich in seiner Simplizität einfach stehen ließ, habe ich heute das Gefühl, jetzt wird er sich rächen, es wird Kampf. Mag aber auch sein, dass ich auf Grund meiner körperlichen Schwäche nicht die Lust habe zu kämpfen und mich gleich geschlagen gebe. Tatsächlich gehe ich ihm aus dem Weg, erledige viele andere Arbeiten, bevor ich ans Band gehe. Dort stellt er die Wagen so, dass ich keinen Platz habe oder stellt sich so, dass ich nicht an die Arbeit kann. Ich stelle mich also daneben und mache nichts. Nach einiger Zeit gehe ich wieder. Dann räumt er ganz gegen sein früher sehr sanftes Verhalten knallend die Wagen auf. Ich staune, suche nach einer anderen Arbeit.
Nicht nur von ihm bekomme ich ein ganz anderes Bild, auch ich befrage mich, ob ich mich richtig verhalten habe. Ob ich nicht gegenüber meinen Kollegen arrogant und verächtlich war. Andererseits wundere ich mich, wie ich das über 5 Jahre aushalten konnte – doch nur mit Arroganz und Aggression, mit der ich gesagt habe: „Das kann ich genauso gut oder noch besser als ihr!“
Anscheinend verteidigt zumindest in diesem Betrieb jeder seine Autonomie durch die Abwertung und Verachtung seiner Kollegen. Ich mache es durch meine intellektuelle Überlegenheit, andere durch ihre Beziehungen, durch Mehrarbeit usw. usw. Die dadurch gewonnene „Identität“, diese kleine Gefühl von individueller Überlegenheit, ist ein fragiles – es hilft gegen die Erfahrung von Austauschbarkeit und Überflüssigsein.
Wenn ich jetzt gehe und die Kollegen wieder ihre eigenen Regeln durchziehen, dann zeigt mir das meine Bedeutungs- und Wirkungslosigkeit. Ich habe mich biologisch reproduziert, aber blieb ansonsten wirkungslos.
Wie sollte sich die Stellung der Einzelnen verändern, dass nicht diese Kampfidentität notwendig wäre?
- ein gesamtgesellschaftliche Absicherung der Arbeitsplätze
- demokratische Basisgruppen, die über betriebliche Abläufe kommunizieren und bestimmen
- Fortbildung und Diskussion, eine Versachlichung der Beziehungen.
Was bedeutet es, wenn dieses System weiter auf dieser Identität der privaten Vorsprünge aufbaut?
Konkurrenz, Kampf bindet viel Aggression, kann sie sozial nutzbar machen – aber unterstützt und befördert sie auch; etwa einen individualisierten Klassenkrieg, in dem Einzelne um ihren Anteil am gesellschaftlichen Leben kämpfen. Den Frieden auf Erden zu bringen, ist nicht das Ziel. Aber vielleicht einen rationalen Umgang mit der vorhandenen gesellschaftlichen Aggression, als Einsicht in sein eigenes Verhalten.
Kann man „Psychologismus“ nennen – aber ohne die Reflexion des eigenen Verhaltens werden sich wohl auch gesellschaftliche Strukturen nicht verändern.
Ich komme in die Halle, müsste mit E. arbeiten. Damals, als ich mit dieser Arbeit angefangen habe, ha er mich bei der Arbeit eingewiesen. Ich verstand mich mit ihm ganz gut. Merkwürdig war nur, dass er jede meiner Bewegungen kontrollierte. Auch sonst fungierte er als Vertrauensträger des Chefs. Irgendwann fand mein freundliches Gefühl gegenüber ihm sein Ende. - Heute soll ich mit ihm am Band arbeiten. Während ich bis vor einiger Zeit mich mir von ihm nichts mehr sagen ließ und ich in seiner Simplizität einfach stehen ließ, habe ich heute das Gefühl, jetzt wird er sich rächen, es wird Kampf. Mag aber auch sein, dass ich auf Grund meiner körperlichen Schwäche nicht die Lust habe zu kämpfen und mich gleich geschlagen gebe. Tatsächlich gehe ich ihm aus dem Weg, erledige viele andere Arbeiten, bevor ich ans Band gehe. Dort stellt er die Wagen so, dass ich keinen Platz habe oder stellt sich so, dass ich nicht an die Arbeit kann. Ich stelle mich also daneben und mache nichts. Nach einiger Zeit gehe ich wieder. Dann räumt er ganz gegen sein früher sehr sanftes Verhalten knallend die Wagen auf. Ich staune, suche nach einer anderen Arbeit.
Nicht nur von ihm bekomme ich ein ganz anderes Bild, auch ich befrage mich, ob ich mich richtig verhalten habe. Ob ich nicht gegenüber meinen Kollegen arrogant und verächtlich war. Andererseits wundere ich mich, wie ich das über 5 Jahre aushalten konnte – doch nur mit Arroganz und Aggression, mit der ich gesagt habe: „Das kann ich genauso gut oder noch besser als ihr!“
Anscheinend verteidigt zumindest in diesem Betrieb jeder seine Autonomie durch die Abwertung und Verachtung seiner Kollegen. Ich mache es durch meine intellektuelle Überlegenheit, andere durch ihre Beziehungen, durch Mehrarbeit usw. usw. Die dadurch gewonnene „Identität“, diese kleine Gefühl von individueller Überlegenheit, ist ein fragiles – es hilft gegen die Erfahrung von Austauschbarkeit und Überflüssigsein.
Wenn ich jetzt gehe und die Kollegen wieder ihre eigenen Regeln durchziehen, dann zeigt mir das meine Bedeutungs- und Wirkungslosigkeit. Ich habe mich biologisch reproduziert, aber blieb ansonsten wirkungslos.
Wie sollte sich die Stellung der Einzelnen verändern, dass nicht diese Kampfidentität notwendig wäre?
- ein gesamtgesellschaftliche Absicherung der Arbeitsplätze
- demokratische Basisgruppen, die über betriebliche Abläufe kommunizieren und bestimmen
- Fortbildung und Diskussion, eine Versachlichung der Beziehungen.
Was bedeutet es, wenn dieses System weiter auf dieser Identität der privaten Vorsprünge aufbaut?
Konkurrenz, Kampf bindet viel Aggression, kann sie sozial nutzbar machen – aber unterstützt und befördert sie auch; etwa einen individualisierten Klassenkrieg, in dem Einzelne um ihren Anteil am gesellschaftlichen Leben kämpfen. Den Frieden auf Erden zu bringen, ist nicht das Ziel. Aber vielleicht einen rationalen Umgang mit der vorhandenen gesellschaftlichen Aggression, als Einsicht in sein eigenes Verhalten.
Kann man „Psychologismus“ nennen – aber ohne die Reflexion des eigenen Verhaltens werden sich wohl auch gesellschaftliche Strukturen nicht verändern.