Kafka:
Es war ein Geier, der hackte in meine Füße. Stiefel und Strümpfe hatte er schon aufgerissen, nun hackte er schon in die Füße selbst. Immer schlug er zu, flog dann unruhig mehrmals um mich und setzte dann die Arbeit fort. Es kam ein Herr vorüber, sah ein Weilchen zu und fragte dann, warum ich den Geier dulde. »Ich bin ja wehrlos«, sagte ich, »er kam und fing zu hacken an, da wollte ich ihn natürlich wegtreiben, versuchte ihn sogar zu würgen, aber ein solches Tier hat große Kräfte, auch wollte er mir schon ins Gesicht springen, da opferte ich lieber die Füße. Nun sind sie schon fast zerrissen.« »Daß Sie sich so quälen lassen«, sagte der Herr, »ein Schuß und der Geier ist erledigt.« »Ist das so?« fragte ich, »und wollen Sie das besorgen?« »Gern«, sagte der Herr, »ich muß nur nach Hause gehn und mein Gewehr holen. Können Sie noch eine halbe Stunde warten?« »Das weiß ich nicht«, sagte ich und stand eine Weile starr vor Schmerz, dann sagte ich: »Bitte, versuchen Sie es für jeden Fall.« »Gut«, sagte der Herr, »ich werde mich beeilen.« Der Geier hatte während des Gespräches ruhig zugehört und die Blicke zwischen mir und dem Herrn wandern lassen. Jetzt sah ich, daß er alles verstanden hatte, er flog auf, weit beugte er sich zurück, um genug Schwung zu bekommen und stieß dann wie ein Speerwerfer den Schnabel durch meinen Mund tief in mich. Zurückfallend fühlte ich befreit, wie er in meinem alle Tiefen füllenden, alle Ufer überfließenden Blut unrettbar ertrank.
SIMBABWE
Die Situation in Simbabwe ruft anscheinend nach militärischer Gewalt. Die Zanu hat alles in ihren Händen: die Armee, die Medien, weite Teile der Ökonomie, des Geldes, die Passivität Südafrikas und anderer Nachbarn, vor allem die Geschichte des Kampfs gegen die weißen Siedler. Was sie braucht: Öl für die Armee, Geld für ihre Ausrüstung. Ihre Shoppingtouren und Extravaganzen kann sich die Zanuelite mit den immer weniger werdenden Exportprodukten finanzieren: Gold, Tabak, andere Rohstoffe. Die Zanumiliz braucht nicht viel: Chibuku und Mbanje, Bier und Marijuana. Lastwagen werden von der Armee gestellt.
Für die Hungernden gibt es Hilfslieferungen aus den weißen imperialistischen Nationen. Wenn die Hälfte stirbt, umso besser, sagt Mutasa, der sich als Christ bekennt, jetzt einer der Drahtzieher der Gewalt gegen die Opposition. Pläne sind aufgetaucht, die MDC ganz zu vernichten. Mugabes Wahlparole hieß: 100% Empowerment - Ermächtigung.
Was sollen die Menschen machen? Auswandern, EXODUS, Gefangenenlager rund um Simbabwe, Mugabe und seinen Kriminellen das Land überlassen?
Mugabe wird von sich und seinen Gegnern als „Marxist“ betrachtet, als Kämpfer gegen „Imperialismus“. Er kombiniert das mit privater Bereicherung, Terror usw. usw. Und es gibt genug „Linke“ – in der Regel ohne Beziehung zu Arbeit und Arbeiterklasse – die ihn als ihren Mann betrachten. Der Feind meiner Feinde ist mein Freund. Abscheulich.
Als Gegner von Mugabe ist man in unguter Gesellschaft: multinationale Farming- und Miningkonzerne, den Machtspielern der USA. Sie reden von Menschenrechten und setzen damit ihren Kapitalismus durch.
Der Irrtum der gut gemeinten „Entwicklungshilfe“ war eine Grundannahme, dass sich ein Verhalten durch ein neues ersetzen lasse. Aber das archaische, despotische oder feudale System, das Mugabe repräsentiert, hat nicht nur politischen Charakter, sondern ist Teil einer Struktur, die alle Lebensbereiche umfasst: die Sprache, die Individuen, die Besitzverhältnisse, die sozialen Normen und Werte, die Ökonomie, die Religionen. Man kann nicht einen Teil verändern, ohne dass die anderen Aspekte betroffen sind. Eine Gesellschaft, die um Einheit, Community, Geselligkeit zentriert ist, kann stramm weder in den Individualisierungskapitalismus noch in eine Art von Sozialismus einmarschieren, der durch individualisierte Besitz- und Arbeitsverhältnisse den Gedanken auf Freiheit und Gleichheit erst möglich macht. Man hat sich wenig Gedanken gemacht, wie eine Gesellschaft funktioniert, wo der Glaube an den Rohrstock und die Gewalt die Gesellschaft mehr durchdringt als unser schwächlicher und doch nur oberflächlicher Glaube an die Vernunft der Individuen, wo es Besitzverhältnisse in unserem Sinne nicht gibt, sondern das Land von chiefs und headmen verteilt wird. Wo die körperliche Unversehrtheit nicht als bürgerliches unveräußerbares Recht gilt, sondern Resultat bestenfalls einer christlichen Einstellung ist. So wie bei der MDC.
Es ist nicht immer sinnvoll, die Sache nur moralisch zu betrachten, etwa in Mugabe nur eine üble Parodie von Hitler zu sehen, sondern „Entwicklung“ – als Alternative zur derzeitigen Barbarei – müsste allererst eine Reflexion der kulturellen Wurzeln, die tief in dem Unbewussten der Individuen verankert sind, und der ökonomischen Notwendigkeiten sein.
Mugabe derzeit im Bündnis mit China, Russland, Chávez und Ahmadinedschad. Lässt sich nur auf deren Korruptheit und Konsumgeilheit hoffen. Und ihre Probleme mit effektiver Arbeit.
Eine Nachricht aus Zimbabwesituation
"Vier aus der gleichen Familie sind innerhalb von 4 Tagen gestorben. Am Dienstag starb Farai, saß auf einem Felsen neben seinem Grundstück. Er hatte seit Tagen nichts mehr zu essen. Am Donnerstag starb seine Schwägerin – Aids. Am Freitag starb sein Bruder, dann ihre Tante in der Nähe. Die überlebenden zwölf Waisen müssen nun für sich selber sorgen."
Es war ein Geier, der hackte in meine Füße. Stiefel und Strümpfe hatte er schon aufgerissen, nun hackte er schon in die Füße selbst. Immer schlug er zu, flog dann unruhig mehrmals um mich und setzte dann die Arbeit fort. Es kam ein Herr vorüber, sah ein Weilchen zu und fragte dann, warum ich den Geier dulde. »Ich bin ja wehrlos«, sagte ich, »er kam und fing zu hacken an, da wollte ich ihn natürlich wegtreiben, versuchte ihn sogar zu würgen, aber ein solches Tier hat große Kräfte, auch wollte er mir schon ins Gesicht springen, da opferte ich lieber die Füße. Nun sind sie schon fast zerrissen.« »Daß Sie sich so quälen lassen«, sagte der Herr, »ein Schuß und der Geier ist erledigt.« »Ist das so?« fragte ich, »und wollen Sie das besorgen?« »Gern«, sagte der Herr, »ich muß nur nach Hause gehn und mein Gewehr holen. Können Sie noch eine halbe Stunde warten?« »Das weiß ich nicht«, sagte ich und stand eine Weile starr vor Schmerz, dann sagte ich: »Bitte, versuchen Sie es für jeden Fall.« »Gut«, sagte der Herr, »ich werde mich beeilen.« Der Geier hatte während des Gespräches ruhig zugehört und die Blicke zwischen mir und dem Herrn wandern lassen. Jetzt sah ich, daß er alles verstanden hatte, er flog auf, weit beugte er sich zurück, um genug Schwung zu bekommen und stieß dann wie ein Speerwerfer den Schnabel durch meinen Mund tief in mich. Zurückfallend fühlte ich befreit, wie er in meinem alle Tiefen füllenden, alle Ufer überfließenden Blut unrettbar ertrank.
SIMBABWE
Die Situation in Simbabwe ruft anscheinend nach militärischer Gewalt. Die Zanu hat alles in ihren Händen: die Armee, die Medien, weite Teile der Ökonomie, des Geldes, die Passivität Südafrikas und anderer Nachbarn, vor allem die Geschichte des Kampfs gegen die weißen Siedler. Was sie braucht: Öl für die Armee, Geld für ihre Ausrüstung. Ihre Shoppingtouren und Extravaganzen kann sich die Zanuelite mit den immer weniger werdenden Exportprodukten finanzieren: Gold, Tabak, andere Rohstoffe. Die Zanumiliz braucht nicht viel: Chibuku und Mbanje, Bier und Marijuana. Lastwagen werden von der Armee gestellt.
Für die Hungernden gibt es Hilfslieferungen aus den weißen imperialistischen Nationen. Wenn die Hälfte stirbt, umso besser, sagt Mutasa, der sich als Christ bekennt, jetzt einer der Drahtzieher der Gewalt gegen die Opposition. Pläne sind aufgetaucht, die MDC ganz zu vernichten. Mugabes Wahlparole hieß: 100% Empowerment - Ermächtigung.
Was sollen die Menschen machen? Auswandern, EXODUS, Gefangenenlager rund um Simbabwe, Mugabe und seinen Kriminellen das Land überlassen?
Mugabe wird von sich und seinen Gegnern als „Marxist“ betrachtet, als Kämpfer gegen „Imperialismus“. Er kombiniert das mit privater Bereicherung, Terror usw. usw. Und es gibt genug „Linke“ – in der Regel ohne Beziehung zu Arbeit und Arbeiterklasse – die ihn als ihren Mann betrachten. Der Feind meiner Feinde ist mein Freund. Abscheulich.
Als Gegner von Mugabe ist man in unguter Gesellschaft: multinationale Farming- und Miningkonzerne, den Machtspielern der USA. Sie reden von Menschenrechten und setzen damit ihren Kapitalismus durch.
Der Irrtum der gut gemeinten „Entwicklungshilfe“ war eine Grundannahme, dass sich ein Verhalten durch ein neues ersetzen lasse. Aber das archaische, despotische oder feudale System, das Mugabe repräsentiert, hat nicht nur politischen Charakter, sondern ist Teil einer Struktur, die alle Lebensbereiche umfasst: die Sprache, die Individuen, die Besitzverhältnisse, die sozialen Normen und Werte, die Ökonomie, die Religionen. Man kann nicht einen Teil verändern, ohne dass die anderen Aspekte betroffen sind. Eine Gesellschaft, die um Einheit, Community, Geselligkeit zentriert ist, kann stramm weder in den Individualisierungskapitalismus noch in eine Art von Sozialismus einmarschieren, der durch individualisierte Besitz- und Arbeitsverhältnisse den Gedanken auf Freiheit und Gleichheit erst möglich macht. Man hat sich wenig Gedanken gemacht, wie eine Gesellschaft funktioniert, wo der Glaube an den Rohrstock und die Gewalt die Gesellschaft mehr durchdringt als unser schwächlicher und doch nur oberflächlicher Glaube an die Vernunft der Individuen, wo es Besitzverhältnisse in unserem Sinne nicht gibt, sondern das Land von chiefs und headmen verteilt wird. Wo die körperliche Unversehrtheit nicht als bürgerliches unveräußerbares Recht gilt, sondern Resultat bestenfalls einer christlichen Einstellung ist. So wie bei der MDC.
Es ist nicht immer sinnvoll, die Sache nur moralisch zu betrachten, etwa in Mugabe nur eine üble Parodie von Hitler zu sehen, sondern „Entwicklung“ – als Alternative zur derzeitigen Barbarei – müsste allererst eine Reflexion der kulturellen Wurzeln, die tief in dem Unbewussten der Individuen verankert sind, und der ökonomischen Notwendigkeiten sein.
Mugabe derzeit im Bündnis mit China, Russland, Chávez und Ahmadinedschad. Lässt sich nur auf deren Korruptheit und Konsumgeilheit hoffen. Und ihre Probleme mit effektiver Arbeit.
Eine Nachricht aus Zimbabwesituation
"Vier aus der gleichen Familie sind innerhalb von 4 Tagen gestorben. Am Dienstag starb Farai, saß auf einem Felsen neben seinem Grundstück. Er hatte seit Tagen nichts mehr zu essen. Am Donnerstag starb seine Schwägerin – Aids. Am Freitag starb sein Bruder, dann ihre Tante in der Nähe. Die überlebenden zwölf Waisen müssen nun für sich selber sorgen."